Das ZDF widmet der Stahl-Dynastie einen Themenabend. Dreiteiliges Drama startet am Sonntag. Danach gibt's zwei Dokus
Die Frage ist nicht, ob Thomas Gottschalk am Samstag die Zehn-Millionen-Hürde überspringt. Das ist am Montag auf dem Mainzer Lerchenberg eher Nebensache. Viel spannender fürs ZDF: Schaffen die Krupps die Hälfte? Schauen mehr als fünf Millionen zu? Vielleicht sogar mehr als bei der bärenstarken Konkurrenz vom Tatort im Ersten? Elf Millionen Euro Gebühren hat das Zweite für den Dreiteiler „Krupp – Eine deutsche Familie” ausgegeben. Mehrteiler gelten in der Branche als Risiko. Sind die Krupps der Stoff, der die Zuschauer drei Abende fesselt? Am Sonntag läuft Teil 1 um 20.15 Uhr im ZDF; Montag und Mittwoch geht's weiter.
Das historische Drama, das einen Zeitraum von 1900 bis 1967 umspannt, soll, so versprechen es die Macher, „packende Emotionalität mit authentischer Geschichtsdarstellung” verbinden. Und weil man übers ganz Private bei den Krupps nicht sehr viel und manch Widersprüchliches weiß, mussten die Drehbuchschreiber interpretieren und viel erfinden. „Zu viel”, wie Historiker nach der Vorabschau im Kino mäkelten.
Die Klammer des Films bildet ein Streit zwischen Mutter Bertha und Sohn Alfried Krupp im Jahr 1957. Die 71-Jährige will Enkel Arndt von Bohlen und Halbach nicht in der Villa Hügel sehen, weil der sensible Jüngling nicht ihren Erwartungen an den Krupp-Thronfolger entspricht.
Es kommt zu heftigem Streit, die Patriarchin erleidet einen Herzinfarkt und lässt nun in drei Folgen zu je 90 Minuten das historische und dazugedichtete Lotterleben der Krupps Revue passieren. Da geht's um Abenteuer mit hübschen Fischerjungen, um gemobbte Schwiegertöchter, Kaiserbesuche und Führer-Empfänge. Die Film-Krupps trieben es Berthold Beitz, dem Wächter des Erbes, wohl allzu bunt. Die Dreharbeiten in der echten Villa Hügel untersagte er. Schade. Die Ersatz-Villa, das Schloß Nordkirchen, sieht nunmal ganz anders aus.
„Bertha war sehr hart zu ihren Kindern”, sagt Iris Berben im Gespräch mit der NRZ. „Zu hart vielleicht.” Berben spielt Bertha. „Das muss man aus der Zeit heraus sehen. Sie wollte ihren Sohn so erziehen, dass er das mächtige Traditionsunternehmen weiterführen kann.” Zeitzeugen haben die Patriarchin unterschiedlich beschrieben. „Es bleibt eine Herausforderung zu entscheiden, in welche Richtung man bei der Darstellung der Figur geht”, so Berben. „Das ist auch eine Form der Verantwortung.”
Damit das ZDF seiner Verantwortung gegenüber den belegbaren Fakten gerecht wird, gibt's nach dem Drama die Dokumentation „Krupp - Mythos und Wahrheit". Der Film wirft einen Blick hinter die Kulissen der Familie, die über 100 Jahre Deutschlands mächtigste und erfolgreichste Industriellendynastie war. Die Nachkommen äußern sich vor der Kamera offen über ihre Familiengeschichte.
In der Reportage „Auf der Suche nach Familie Krupp" um 0.10 Uhr nähern sich die Hauptdarsteller Iris Berben und Benjamin Sadler sehr persönlich den Vorbildern ihrer Rollen. Iris Berben fährt nach Essen, die Stadt ihrer Kindheit, wo ihre Mutter bei Krupp am Werkband stand.
Das Thema des „Nachtstudios" ab 0.45 Uhr heißt: „Hart wie Kruppstahl - Kapitalismus und Faschismus in Deutschland" diskutiert Volker Panzer mit seinen Gästen über die Verflechtung von Großkapital, Rüstungsindustrie und Faschismus.