Der Mobile World Congress in Barcelona zeigt: An Smartphones führt kein Weg vorbei.

Das iPhone hat den Trend gesetzt, das erste Google Handy G1 bringt mit seinem „Android”-Betriebssystem die Konkurrenz und zeigt: Die nächste Smartphone-Generation ist da. Ob die Handys dünner, die Displays größer und die Kameras noch schärfer werden ist längst nicht mehr die entscheidende Frage für die Mobilfunkhersteller. Die Branche orientiert sich neu und zeigt sich in diesen Tagen trotz Wirtschaftskrise optimistisch. Der weltweite Handy-Markt werde 2009 um voraussichtlich 6,6 Prozent auf 578 Milliarden Euro wachsen, verkündet der Branchenverband Bitkom rechtzeitig zum Mobile World Congress in Barcelona. Da passen Meldungen wie die des Marktforschers Gartner Research, „dass die Wirtschaftskrise den Markt hart trifft”, nicht so ganz ins Bild. Oder doch?

Trend verschlafen

Fakt ist: Seit Apples iPhone wittern die Mobilfunkbetreiber Jahre nach der milliardenteuren Ersteigerung der UMTS-Lizenzen endlich das lukrative Geschäft. Fehlten bislang die Geräte, um mobile Datendienste bequem nutzen zu können, eröffnen sich mit den Smartphones neue Marktchancen, die anscheinend von den Kunden genutzt werden. Wenn auch langsam. Zwar sei die Datennutzung via Handy nach Angaben der Deutschen Telekom zwischen 2006 und 2008 um das 13-Fache gestiegen. Allerdings wurden in Deutschland Schätzungen zu Folge gerade mal 450 000 iPhones über die T-Mobile vertrieben, meldete kürzlich Welt-Online. Offiziell gibt der Konzern keine Absatzzahlen raus. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Erwartungen noch nicht erfüllt haben. Bleibt abzuwarten, ob sich die prognostizierten Verkaufszahlen für den Google-Konkurrenten G1 von einer Million Geräten im laufenden Jahr erfüllen.

Denn auch hier hat der Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Laut einer Studie des Marktforschers Accenture gaben 87 Prozent der Befragten an, bereits ein Smartphone oder webfähiges Handy zu besitzen, das sie irgendwann einmal austauschen wollen. Lediglich acht Prozent wollen ihrem iPhone den Rücken kehren.

Dennoch setzen die Mobilfunkprovider und Hersteller gleichermaßen auf Touchscreenhandys. Vodafone soll ein eigenes „Android”-Smartphone planen und mit dem G1 Hersteller HTC aus Taiwan zusammenarbeiten. In Barcelona vorgestellt wird das speziell für Vodafone entwickelte Modell VF 1231, das auf der Plattform Windows Mobile basiert.

Research hat mit dem neuen Blackberry-Modell „Storm” ein Multimedia-Modell auf den Markt gebracht, das ebenfalls ohne Tastaturen auskommt und nur über die Berührung des Displays gesteuert wird. Und auch der Branchenriese Nokia, der den Trend zum Touchscreen bislang verschlafen hat und mit dem Modell 5800 XPress Music floppte, will in der Smartphone-Liga mitmischen. Bislang gibt es aber noch nichts Konkretes.

Handys als Armbanduhr

Klar scheint zu sein: Beim Kampf um die Marktanteile wird die Hardware der Smartphones eine eher untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr wird es auf die Anwendungsprogramme ankommen. Auch hier hat Apple bislang die Nase vorn. Im App Store gibt es bereits 15 000 Anwendungsprogramme für das iPhone, wie zum Beispiel Spiele oder in Zukunft Navisysteme, die Touristen durch die Städte führen und die Sehenswürdigkeiten anzeigen. Google springt auf den Zug auf und hat mit „Android” als offene Plattform konzipiert. Auch Nokia will sein Symbian-Betriebssystem offen legen. Nachteil: Handy-Nutzer müssen mit Fehlern rechnen.

Nichts desto trotz gibt es aber zahlreiche Visionen, wie die Smartphones von Morgen aussehen könnten. Handy-Hersteller arbeiten an ausrollbaren Bildschirmen, Mini-Projektoren, die in die Smartphones integriert werden und Präsentationen oder Videos auf eine Wand projizieren können oder an Handys in Form einer Armbanduhr. (NRZ)