An Rhein und Ruhr. Mönchengladbach geht mit einem Großaufgebot beim Derby gegen den 1. FC Köln gegen Hooligans vor. Vereine und Städte in der Region wollen dem Beispiel nicht folgen.

Auf das Alkoholverbot für große Teile der Mönchengladbacher Innenstadt beim Bundesliga-Derby der „Fohlen” gegen den 1. FC Köln am Samstag reagieren die Städte an Rhein und Ruhr ablehnend. Essen, Oberhausen, Gelsenkirchen, Duisburg, Düsseldorf – der Tenor lautet überall: „Bei uns ist so etwas nicht gewollt”.

Der Vorstoß: Mönchengladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) schickt am Samstag Polizei, Ordnungsamt und sogar Staatsanwälte auf die Jagd nicht nur nach gewalttätigen Randalierern, sondern auch nach Bierflaschen. Die Krawalle erreichten vergangenes Jahr ihren Höhepunkt, als Gladbacher Hooligans Busse der anreisenden Kölner Fans mit Leuchtraketen beschossen. Allein 1200 Polizisten kommen diesmal zum Einsatz. Es ist Deutschlands erstes flächendeckendes Alkoholverbot bei einem Bundesligaspiel.

Das will sich etwa die Duisburger Stadtspitze nicht zum Vorbild nehmen. „Solange es kein Alkoholverbot im Stadion gibt, macht eines drumherum keinen Sinn”, sagt Stadtsprecherin Anja Huntgeburth. „Wir haben auch keine Probleme mit gewaltbereiten Fans in dem Umfang, dass so etwas nötig wäre.”

„Die Harten trinken nichts”

Bei Duisburgs Polizeisprecher Ramon van der Maat klingt das anders: „Es ist ja jedes Wochenende das Gleiche”, klagt er über Ausschreitungen bei den Spielen des MSV. Dennoch zweifelt van der Maat an dem Erfolg eines Alkoholverbots. „Die richtig Harten kommen nur, um sich zu prügeln. Die trinken ohnehin nichts.” Beim letzten Spiel des MSV gegen Fortuna Düsseldorf erst habe eine Gruppe Düsseldorfer Fans eine Straßenbahn demoliert.

Ruhiger ist es offenbar in Essen. „An uns ist die Polizei noch nicht herangetreten”, sagt Norbert Geldermann, der beim Ordnungsamt der Stadt für Gefahrenabwehr zuständig ist. „In der Innenstadt sind mir aus den letzten Jahren keine Ausschreitungen von Fußballfans bekannt.”

In Düsseldorf möchte sich Stadtsprecher Volker Paulert „ohne politische Initiative” nicht zum Thema Alkoholverbot äußern. In der Rheinmetropole hatten Polizei und Wirte erst im April ein nächtliches Alkoholverbot für die Altstadt gefordert, wo angetrunkene Randalierer nicht mehr unter Kontrolle gehalten werden konnten. Die Initiative scheiterte, als der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ein in Freiburg bereits umgesetztes Verbot für rechtswidrig erklärte.

Oberhausens Stadtsprecher Martin Berger sieht „die Problematik” der Fußballrandale weniger bei kleinen Vereinen. „Wenn es hochkommt, haben wir bei Rot-Weiß Oberhausen um die 10 000 Zuschauer. Im Vergleich zu Mönchengladbach sind wir ein Dorf.” Ein Alkoholverbot in der Stadt wegen weniger gewaltbereiter Fans würde zudem „den Rahmen sprengen”. Vom Vorstand des Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen heißt es, das müsse „jeder Verein selbst entscheiden”. Würden Spiele von der Deutschen Fußball Liga (DFL) als riskant eingestuft, reagiere der Verein „mit einem Alkoholverbot im Stadion”.

Auch in Gelsenkirchen sieht man keinen Anlass für ein komplettes Alkoholverbot: „In Gladbach gibt es wohl eine besondere Situation bei dem Derby. Dies ist bei uns nicht der Fall, auch nach Rücksprache mit der Polizei”, sagt Gelsenkirchens Stadtsprecher Oliver Schäfer. Rein rechtlich liefere das Ordnungsbehördengesetz die Grundlage für ein Alkoholverbot. „Und zwar dann, wenn eine konkrete Gefahr droht”, so Schäfer weiter. In Gelsenkirchen gebe es schon seit geraumer Zeit einen Ausschuss, der sich stets um Sicherheitsbelange kümmere. „Da sind wir wohl vorbildlich”, so Schäfer.