Essen. .

Der „Tag der Begegnung“, das europaweit größte Integrationsfest für Menschen mit und ohne Behinderung, hat 50 000 Besucher im Essener Grugapark begeistert.

Es war Begegnungswetter. Sonntäglich-sonnig und warm - wie geschaffen für eine Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen, von Fußballfans und Fußballmuffeln, von Kindern und Erwachsenen, von Künstlern, Musikern und ganz normalen Sonntagsausflüglern. Der „Tag der Begegnung“, das europaweit größte Integrationsfest für Menschen mit und ohne Behinderung, hat am Sonntag 50 000 Besucher im Essener Grugapark begeistert.

Im Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 fand das Fest des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) unter dem Motto „Integration durch Kultur“ erstmals in Essen anstatt wie bisher in Xanten statt.

Ein Riesenfest im Grugapark

Selten hat der Essener Grugapark ein so großes Fest gesehen. An engen Wegkreuzungen drängten sich die Menschen schon am Morgen, vorbei an bunten Zirkuszelten, die mit den prächtigen Blumenbeeten um die Wette leuchteten. Waffelduft von links, Bratwurstgeruch von rechts, über den Köpfen stiegen weiße, blaue und rote Luftballons in den Sommerhimmel. Mehr als 200 Vereine, Einrichtungen, Verbände und Initiativen von Rhein und Ruhr stellten ihr Engagement für ein barrierefreies und gleichberechtigtes Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap vor.

Mittendrin war auch Sascha Reiners. Gemeinsam mit einer Gruppe der Lebenshilfe Krefeld hatte er es sich auf einer Wiese im Schatten gemütlich gemacht, um den Liedern der Kölner Band „De Höhner“ zuzuhören. „Hier ist so richtig Stimmung“, rief er, umgeben von wippenden, armschwingenden Menschen, und klatschte in die Hände. Und Betreuerin Nina Leisten fand: „Ein tolles Fest. Aber auch sehr groß. Alles ist ein bisschen weit auseinander.“

Zur Eröffnung morgens um elf hatte Fritz Pleitgen, Chef von Ruhr.2010, gesagt, die Kulturhauptstadt 2010 bedeute auch Kultur von allen für alle, der „Tag der Begegnung“ passe daher wunderbar ins Programm. Zudem seien Kunst und künstlerische Ausdrucksformen besonders dazu geeignet, auch behinderten Menschen eine Chance der Teilhabe an der Gesellschaft zu bieten. „Integration kann spielend leicht, kreativ und mit viel Freude geschehen.“

Moderator Matthias Berg, Leistungssportler und Paralympics-Sieger, dankte der NRZ und Chefredakteur Rüdiger Oppers für das langjährige Engagement. Die NRZ begleitet den „Tag der Begegnung“ seit dem ersten Fest 1998.

Viele Besucher kamen auch zum NRZ-Stand, um sich von Aktionskünstler Aloys Cremers ein Bild malen zu lassen. Inge und Dieter Rohrbeck aus Moers waren mit ihrer Tochter Darlene bereits dreimal beim „Tag der Begegnung“ in Xanten, um den Maler zu treffen. Ein Segelschiff auf der Nordsee und eine Strandlandschaft hängen bereits gerahmt bei ihnen im Wohnzimmer. In diesem Jahr nahmen sie eine Seenlandschaft und einen Leoparden mit nach Hause.

Keine Furcht vor dem Galoppritt

Nicht weit entfernt zeigt unterdessen die 24-jährige Steffi auf der Haflingerstute Hanni, wie therapeutisches Reiten aussieht. Der enge Kontakt zwischen Mensch und Tier kann positive Entwicklungseffekte auslösen. „Ich hab keine Angst. Ich trau mich auch, im Galopp zu reiten“, so die Bewohnerin des Essener Franz Sales Hauses.

Im Sportpark genießen die jungen Teilnehmer des integrativen Fußballturniers die ausgelassene Stimmung. Der 17-jährige Florian aus Gescher im Münsterland schwenkt einen glänzenden Pokal. Platz eins? „Nö, Platz fünf. Aber der Pokal bekommt trotzdem einen Ehrenplatz bei uns zu Hause.“

Ein paar Meter weiter, vor dem Zelt des Franz Sales Hauses, hat eine Gruppe einen Riesenspaß beim Square Dance nach dem Country-Hit „Cotton Eye Joe“. Bein rechts, Arm links, drehen. Oder auch nicht. Leisere Töne im Zelt daneben - ein junger Mann intoniert „Let it be“ von den Beatles, den Text liest er vom Blatt ab und er singt sehr bedächtig, sorgfältig fast, mit einer schönen warmen Stimme. Neben ihm zupft - ebenso bedächtig - der Bassmann an den Saiten. Beide freuen sich gemeinsam mit Keyboarderin und E-Gitarre über den Applaus und legen noch eins drauf - „Dieser Weg“ von Xavier Naidoo. Passt doch!

„Wir halten zusammen“ ist das Motto des Tages. Helfern und Betreuern steht es aufs T-Shirt geschrieben. Um 16 Uhr bekommt der Satz eine andere Bedeutung. Da fängt Fußball an, und die Menschen schließen sich beim Public Viewing oder vor kleinen Fernsehern in den Zelten zusammen. Es wird einsam auf den Wegen im Grugapark. Nur wenn ein Tor fällt, hallt der Jubel über die Wiesen und die Vuvuzelas tröten. Nach zehn Stunden ist der „Tag der Begegnung“ zu Ende. Gewonnen haben am Ende alle.