General Motors droht mit „Plan B”, falls Europäer nicht helfen - Amerikanische Presse sagt eine „brutale” Sanierung voraus

John Smith hält die Karten eng an der Brust. Der Manager, den General Motors mit der Neustrukturierung seiner europäischen Töchter beauftragte, lässt sich bei einer Telefonkonferenz mit Reportern jedenfalls nicht ins Blatt schauen. „Plan B” kann alles Mögliche bedeuten. Geld aus Amerika, Insolvenz in Europa oder irgendetwas dazwischen. Gewiss aber nichts Gutes für die Arbeitnehmer, die nun erneut um ihre Arbeitsplätze bangen.

„Das wird brutal”, sagt die „Free Press” in Detroit voraus, die ihr Ohr gewöhnlich näher an den offiziellen und inoffiziellen Verlautbarungen des in Mo-Town ansässigen Konzerns hat als andere. „Opel und Vauxhall wieder profitabel zu machen, verlangt tausende Entlassungen und wahrscheinlich auch Fabrikschließungen,” spekuliert das Blatt.

Der neue deutsche Außenminister Guido Westerwelle wollte bei seinem Antrittsbesuch gestern in Washington versuchen, Genaueres in Erfahrung zu bringen. Ob seine Mission von Erfolg gekrönt sein wird, steht in den Sternen. Reibt die US-Regierung, die eine Mehrheitsbeteiligung bei GM hält, ihre Hände doch in Unschuld. „Wir haben damit nichts zu tun”, verlautete es aus dem Finanzministerium auf Nachfragen der Presse.

Sicher scheint nur soviel. Der Sanierungsplan wird nicht lange auf sich warten lassen. GM-Manager Smith verspricht, schon „sehr bald” den Schleier zu lüften. Grundlage des neuen Sanierungsplans dürfte nach Einschätzung von Experten ein früheres GM-Konzept sein. Dieses geht vom Abbau von mindestens 10 000 Arbeitsplätzen und einer Kostenreduzierung bei den europäischen Töchtern um 30 Prozent aus.

Smith erklärte, Opel habe eine „gesunde Kapitalbasis”, die für eine Sanierung genutzt werden könne. Die Tochter erziele Ergebnisse, „die etwas über den Erwartungen liegen”. Ungeachtet dessen sei eine zusätzliche Finanzierung des Umbaus notwendig. Smith suggeriert, die Europäer könnten bei einer Kooperation mit Detroit mit weniger Werksschließungen als ursprünglich einmal geplant davon kommen. So werde zum Beispiel in Bochum und Eisenach über Alternativen nachgedacht. Dagegen sieht es dem Vernehmen nach schlecht für die Werke in Kaiserslautern und Antwerpen aus.

Die notwendigen Mittel sollen aus Deutschland und anderen europäischen Staaten fließen, die ein Interesse am Erhalt der Arbeitsplätze von Opel und Vauxhall haben. GM wird an die Bundesregierung herantreten, um die ursprünglich für das Magna-Konsortium in Aussicht gestellten Beihilfen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro anzuzapfen. Der amerikanische Autobauer braucht für seine Umstrukturierung voraussichtlich ein Drittel weniger an Staatshilfen. Weshalb Smith optimistisch voraussagt: „Wenn Sie das Magna-Konzept mögen, dann wird ihnen der GM-Plan gefallen.” Beide Konzepte seien im Prinzip sehr ähnlich.

Die Drohung aus Deutschland, auf die zeitgerechte Rückzahlung des Überbrückungskredits in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zu pochen, spielt der Opel-Sanierer dagegen herunter. Zum einen habe GM bereits 600 Millionen Euro zurückgezahlt. Zum anderen sei es kein Problem, den Restbetrag zu begleichen. „Wenn wir gefragt werden.” NRZ