Dämpfer für die Demokraten in New Jersey und Virginia. Gouverneurssitze für die "Grand Old Party": Obamas Fußtruppen blieben zu Hause.

Auf dem Papier sieht das Ergebnis des Wahltags gut für die Partei aus, die national in einer tiefen Identitätskrise steckt. In Virginia deklassierte der Republikaner Robert F. McDonnell den demokratischen Kandidaten für das Amt des Gouverneurs Creigh Deeds und beendet damit die Vorherrschaft der Demokraten im Old Dominion. In New Jersey errang Chris Christie den größten Erfolg der „Grand Old Party„ (GOP) seit einem Vierteljahrhundert. Am Ende erhielt er vier Prozent mehr Stimmen als der unbeliebte Investor John Crozine, der die Gouverneursvilla räumen muss.

Beide republikanische Kandidaten holten Mehrheiten bei der wichtigen Gruppe der unabhängigen Wähler, die für Analysten ein wichtiger Indikator für Stimmungen im Land sind. Der Vorsitzende der republikanischen Gouverneurs-Vereinigung und einflussreiche Parteistratege, Haley Barbour, zieht eine Parallele zu den Wahlen nach dem ersten Jahr Bill Clintons. Die Siege der GOP hätten damals den Grundstein für die konservativen Revolutionäre Newt Gingrichs gelegt, der bei den so genannten „Midterm”-Elections eine Mehrheit im Repräsentantenhaus gewann.

Bewährungstest steht noch bevor

Ein Warnsignal für die Demokraten ist das Ergebnis allemal. Siegte Obama bei den Präsidentschaftswahlen 2008 doch in beiden Staaten ganz überzeugend. In Virgina verhalf ihm eine Koalition aus Jung- und Erstwählern, Minderheiten und Bewohnern der Vororte zum ersten Sieg eines Demokraten bei Präsidentschaftswahlen im Old Dominion seit 1964. „Diese Gruppen blieben diesmal zuhause”, analysiert der Politologe Larry Sabato die Zahlen. Was sich darin manifestiert, dass diesmal nur halb soviel Wähler unter 30 an den Urnen auftauchten wie ein Jahre zuvor.

Was unter Beobachtern die Frage aufwirft, ob Obamas siegreiche Koalition bloß ein temporäres Bündnis war. Der politische Berater des Präsidenten Axelrodt winkt ab. „Ich denke, unsere Anhänger werden bei nationalen Wahlen wieder auf den Beinen sein”, interpretiert er die Zahlen.

Unabhängige Beobachter wie der Politologe Sabato warnen in jedem Fall davor, zuviel in die Ergebnisse hineinzuinterpretieren. „Obama stand nicht auf dem Wahlschein”. Das wird sich 2010 ändern, wenn es bei den „Midterms” um 38 Sitze im Senat, Neuwahlen im Repräsentantenhaus und 39 Gouverneursposten geht. „Das wird der eigentliche Bewährungstest”. NRZ