Die recht unbekannte Baronesse Catherine Ashton
Catherine Ashton wehrt sich gegen die Behauptung, dass sie durch einen „Kuhhandel” zur EU-„Außenministerin“ wurde. „In den nächsten Monaten und Jahren werde ich beweisen, dass ich die beste Person für diesen Job bin”, sagte die erste „Hohe Repräsentantin für Außen- und Sicherheitspolitik” nach ihrer überraschenden Ernennung.
Selbst in Großbritannien finden sich nur wenige, denen etwas zu Catherine Ashton oder zur „Baronesse Ashton von Upholland”, wie sie nach ihrer Erhebung in den Adelsstand heißt, einfällt. Die 53-jährige Britin, die nie in ein politisches Amt gewählt wurde, machte ihre Karriere still und beharrlich im Dienste der Regierung und der Labour-Partei. Ihr erster Job nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war in der Organisation der britischen Atomwaffengegner. Danach wurde sie Direktorin einer von Prinz Charles gegründeten karitativen Einrichtung für die Gründung von Kleinunternehmen in wirtschaftlich benachteiligten Regionen. Ihren Posten als Leiterin eines regionalen Gesundheitsdienstes gab sie auf, als die Regierung von Tony Blair auf das tüchtige und sozial engagierte Mitglied der Labour-Partei aufmerksam wurde und sie nach London berief.
Sie wurde Staatssekretärin im Bildungsministerium. Um die Lücken zu füllen, die der aus dem Oberhaus geworfene Erbadel hinterließ, wurde Catherine Ashton 1999 zur Baronesse geadelt und bald zur Fraktionsführerin von Labour im Oberhaus ernannt. Hier erntete sie Dank und Anerkennung von Premierminister Gordon Brown, als sie den Lissabon-Vertrag in nur 72 Stunden durchs Oberhaus peitschte. Zum Lohn machte sie Brown zur Nachfolgerin des EU-Handelskommissars Peter Mandelson, der von Brüssel wieder nach London zog, um Brown als neuer Superminister für Wirtschaft und Industrie aus der Patsche zu helfen.
In kurzer Zeit eine beachtliche Figur gemacht
Selbst Skeptiker können nicht leugnen, dass sie in der kurzen Zeit als Handelskommissarin eine gute Figur machte und beachtliche Erfolge in den Verhandlungen mit China erzielte. Bei ihren Mitarbeitern wurde Catherine Ashton schnell durch ihren zurückhaltenden und kollegialen Stil beliebt und sie legte keinerlei Wert darauf, mit ihrem Adelstitel angesprochen zu werden.
Zu ihrer neuen Aufgabe als Chefin von tausenden Diplomaten und Koordinatorin der Außenpolitik von 27 Staaten sagte sie vor allem an die Adresse der britischen Journalisten: „Ich bin kein Egotrip auf Beinen. Ich lege keinen Wert darauf überall gesehen zu werden und zu allem etwas zu sagen. Bitte beurteilt mich danach, was ich tue und denke. Und ich glaube, dass man danach durchaus zufrieden und stolz auf mich sein kann.”
Catherine Ashton, mit dem angesehenen politischen Kommentator Peter Keller verheiratet, sagte nach ihrer Nominierung: „Ich bin stolz darauf, dass Frauen nun als ebenso fähig angesehen werden, eine führende Rolle in der EU zu spielen, wie Männer“. Ashton hat zwei Kinder und drei Stiefkinder. NRZ