Düsseldorf/Ratingen. 2019 haben sie im Zuge eines Hochzeitskorsos mit mehreren Sportwagen die A3 bei Ratingen blockiert. Für Fahrverbote ist es nun zu spät.

Nach knapp sechs Jahren hat der Prozess um die „Mutter aller Hochzeitskorsos“ für die meisten Beschuldigten ein Ende gefunden. Gegen Zahlungen an karitative Einrichtungen hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf den Prozess, für den eigentlich vier Verhandlungstage angesetzt waren, eingestellt. Damit ist das Verfahren zumindest für fünf der sieben Angeklagten beendet.

Wie auch schon bei einem vorherigen Prozessversuch im vergangenen August sind die Angeklagten am Freitag, 31. Januar, nicht vollzählig vor Gericht erschienen. Der Aufenthaltsort eines Angeklagten sei unbekannt, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ein weiterer Angeklagter – der damalige Bräutigam – befinde sich aktuell in Tunesien und habe angegeben, gesundheitsbedingt nicht reisefähig und nicht verhandlungsfähig zu sein. Letzteres bezweifelte der Staatsanwalt allerdings.

Die „Mutter aller Hochzeitskorsos“: Das ist passiert

Sichtlich gelassen verfolgten die fünf anwesenden Angeklagten, die unter anderem aus Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn kommen und zwischen 31 und 33 Jahre alt sind, die Verlesung der Anklageschrift: Im März 2019 sollen sie als Teil einer Hochzeitsgesellschaft mit mehreren Sportwagen alle drei Fahrbahnen und den Seitenstreifen der A3 bei Ratingen in Richtung Köln blockiert haben. Dabei sei der Verkehr letztendlich bis zum Stillstand ausgebremst worden sein.

Einer der Täter, von denen zu der Zeit nicht jeder einen Führerschein besaß, soll seinen Wagen quer zur Fahrbahn gestellt haben. Ein anderer soll sich mit einem Ford Mustang vor dem Fahrzeug des Bräutigams gedreht und eine runde Bremsspur auf den Asphalt gebrannt haben.

Um Fotos und Videos zu machen, seien manche Hochzeitsgäste sogar aus ihren Autos ausgestiegen. Auch eine zivile Polizeistreife filmte das Geschehen. Die Beamten befanden sich zufällig unter den ausgebremsten Autofahrern hinter dem Autokorso. Als „Mutter aller Hochzeitskorsos“ erlangte der Fall bundesweite Bekanntheit.

Einigung schon vor der Zeugenaussage

Bei dem Prozessauftakt am Freitag waren neben den Beschuldigten auch zwei Zeugen geladen. Noch bevor diese aussagen konnten, berief sich einer der Strafverteidiger auf das Opportunitätsprinzip und regte eine Einigung an, um den Prozess frühzeitig zu beenden. Der große mediale Wirbel um eine „spontane“ und „unüberlegte“ Tat belaste seinen nicht vorbestraften Mandanten schon seit fast sechs Jahren. Bei der anschließenden Beratung zwischen Staatsanwaltschaft und den Strafverteidigern, von der die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, kam es dann zu einer Einigung.

Das Verfahren gegen die fünf Angeklagten wurde gegen Zahlungen an karitative Einrichtungen eingestellt. Fast sechs Jahre nach dem Hochzeitskorso noch Fahrverbote auszusprechen, sei „rechtlich problematisch“, erklärte der Staatsanwalt. Der Verkehr auf der A3 sei außerdem nicht richtig ausgebremst, sondern eher aufgehalten worden, da sich dieser wegen eines Staus ohnehin schon verlangsamt hatte.

Zudem zeigten sich die Männer einsichtig, gaben an, die Tat zu bereuen und nahmen das Angebot der Staatsanwaltschaft an. Ab Ende Februar müssen sie zwischen 1200 und 2000 Euro an verschiedene Einrichtungen zahlen, darunter das Düsseldorfer Kinderhospiz Regenbogenland und der gemeinnützige Kunst- und Kulturverein Königinnen und Heden. Für einen der Männer wurden außerdem sechs Stunden verkehrspsychologische Beratung angeordnet. Das Verfahren gegen den 38-jährigen Bräutigam wurde abgetrennt.