Essen. Ein junger Flüchtling ermordet einen Mann und ein Kleinkind. Die Forderungen danach lenken vom eigentlichen Problem ab

In Aschaffenburg ermordet ein junger Mann aus Afghanistan einen deutschen Mann und ein Kleinkind marokkanischer Abstammung. Drei weitere Menschen werden bei dem Messerangriff schwer verletzt, darunter ein zweijähriges syrisches Mädchen. Der Täter soll vor dem Messerangriff massiv psychisch auffällig und ausreisepflichtig gewesen sein.

Direkt nach der Tat beginnt erneut ein elendiges Ritual. Behörden schieben sich die Verantwortung zu. Rechte und Konservative fordern eine knallharte Verschärfung der Flüchtlingspolitik. Natürlich: Es muss sich etwas ändern. Menschen, die mehrfach Straftaten begangen haben, sollten ihren Schutzstatus verlieren und abgeschoben werden.

Im konkreten Fall wäre das aber schon deshalb ein Problem gewesen, weil es Afghanistan keine diplomatischen Beziehungen gibt. Der Rücktransport von 28 afghanischen Straftätern nach dem Polizistenmord von Mannheim im Sommer vergangenen Jahres kann nicht als generelle Schablone genutzt werden. Hinter den Kulissen wird seinerzeit ein Deal mit den Taliban vereinbart worden sein.

Das eigentliche Problem wird immer nur am Rande erwähnt: Kaum jemand reagiert adäquat, wenn Menschen offensichtlich unter psychischen erheblichen Problemen leiden und zu Fremd- und Eigengefährdung neigen. Bis es zu spät ist. Der Deutsche, der 2020 in Hanau zehn Menschen ermordete, war vor der Tat auffällig. Der Saudi, der im Dezember vergangenen Jahres auf dem Weihnachtsmarkt sechs Menschen ermordete – war vorher psychisch auffällig.

Natürlich muss über Behördenversagen diskutiert werden, das es möglicherweise auch vor der aktuellen Wahnsinnstat von Aschaffenburg gegeben hat. Vor allem aber darüber, dass Anzeichen psychischer Instabilität endlich ernst genommen werden müssen. Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen wird dieses Problem nicht lösen.