Essen. Mit dem Spalter Trump im Weißen Haus steigt der Druck, die deutsch-französische Freundschaft zu beleben. Das ist gut so

Die deutsch-französische Freundschaft und Zusammenarbeit war lange Zeit der Motor des Zusammenwachsens Europas. In den vergangenen Jahren ist dieser Motor ins Stottern gekommen. Ausgerechnet der Spalter Donald Trump könnte das ändern. Jetzt, wo jenseits des Atlantiks erneut ein Mann an den Schalthebeln der Macht sitzt, der Europa zutiefst misstraut, ist es dringend geboten, wieder aufeinander zuzugehen und Differenzen über Bord zu werfen. Olaf Scholz und Emmanuel Macron scheinen das verstanden zu haben.

Bei ihrem Treffen anlässlich des 62. Jubiläums des Élysée-Vertrags über die deutsch-französische Freundschaft, seinerzeit unterzeichnet von Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer, betonten die Nachfolger der beiden großen Europäer die Notwendigkeit, gegenüber dem US-Präsidenten selbstbewusst und geeint aufzutreten. Trump droht mit der Verhängung von Zöllen, steigt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und aus der Weltgesundheitsorganisation aus, ist ein Wackelkandidat bei der künftigen Unterstützung der Ukraine – das sind gewaltige Herausforderungen für ein Europa, in dem in den vergangenen Jahren Nationalismus zu einem Spaltpilz geworden ist.

Ein fragmentiertes, zerstrittenes Europa kann nicht in einer Welt bestehen, in der die Großmächte immer unverhohlener und egoistischer ihre Interessen vertreten. Dabei ist auch die Europäische Union eine Großmacht – ein Binnenmarkt von 450 Millionen Menschen mit einem Bruttoinlandsprodukt von 16 Billionen Euro. Es muss dringend gelingen, diese Union noch enger zusammenzuführen. Es braucht eine Vertiefung gemeinsamer Außen- Sicherheits- und Wirtschaftspolitik, um auf dem internationalen Parkett als souveräner wie selbstbewusster Akteur wahrgenommen zu werden. Immerhin bewegt sich jetzt etwas.