Essen. Mehr Pflegebedürftige, weniger Pflegende. Das ist ein alarmierender Trend. Was jetzt getan werden muss.
Die Zahl der Beschäftigten in der stationären und ambulanten Seniorenpflege sinkt, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Trotz aller Unschärfen, die statistischen Erhebungen eigen sind, ist das ein Trend, den auch Praktiker feststellen – und zwar ein sehr beunruhigender.
Trotz aller jahrelanger politischer und gesellschaftlicher Debatten um die Verbesserung der Attraktivität des Pflegeberufes, trotz der Anwerbeoffensiven für ausländische Kräfte (die möglicherweise auch in ihrer Heimat gebraucht würden), trotz sehenswerter Gehaltszulagen nimmt die Zahl der Beschäftigten ab. Für die Zukunft sind das keine guten Aussichten.
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Die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge kommen in ein Alter, in dem Pflegebedürftigkeit auch für sie ein Thema wird. Die Zahl derjenigen, die auf Unterstützung oder stationäre Unterbringung angewiesen sind, wird deutlich zunehmen. Es muss also zeitnah gelingen, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, vor allem aber: sie nach ihrer Ausbildung langfristig in der Pflege zu halten.
Eine Stellschraube könnte dabei der Abbau von Bürokratie sein. Wenn Pflegende mehr Zeit mit der Dokumentation als mit den Pflegebedürftigen verbringen und ständig mit neuen Vorschriften und Regelungen zur Ausschaltung sämtlicher Lebensrisiken konfrontiert werden, kann das mürbe machen. Wer sich für einen solchen Beruf entscheidet, will mit Menschen arbeiten und nicht am Computer.
Am Ende geht es auch um die Wertschätzung eines Berufes. Klatschen wie zu Corona-Zeiten reicht nicht. Es ist wie bei den Erzieherinnen oder Lehrern, die ähnlich wichtige Aufgaben für die Gesellschaft erfüllen wie die Pflegenden – wenn sie in ihrem Arbeitsalltag nicht deutlich entlastet werden, drohen frühzeitige Burnouts und ein weiteres Absinken der Beschäftigtenzahlen. Gesellschaft und Politik sollten schon aus Eigeninteresse alles daran setzen, das zu verhindern.