Essen. In der „Welt am Sonntag“ empfiehlt Elon Musk, AfD zu wählen. Das ist zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt, normalisiert aber eine rechtsextreme Partei.
Manchmal muss man sich kneifen, um sicherzugehen, nicht aus Versehen in einen Batman-Film geraten zu sein. Der reichste Mann der Welt, eine Art Oligarch aus den USA, der Autos, Satelliten, Raketen und Roboter baut, empfiehlt nicht mehr nur auf seiner mächtigen Kommunikationsplattform X, die AfD zu wählen, sondern auch in einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“. Das ist eine traditionsreiche Zeitung aus dem Axel-Springer-Konzern, was man Elon Musk möglicherweise auch erst erklären musste. Beworben hat er seinen Text jedenfalls so: „My opinion piece in Weld“. Ob mit t oder d, Hauptsache Aufregung.
- Hintergrund: Weiß Elon Musk, für wen er da Wahlkampf macht?
Und die ist zu Recht groß. Zwar stellte die Redaktion das Gegenstück „Warum Elon Musk auf die AfD setzt - und warum er dabei irrt“ von Jan Philipp Burgard, Chefredakteur ab dem 1. Januar, direkt daneben, was man wohlwollend noch als klugen Versuch deuten könnte, von der algorithmusfreien Zone einer gedruckten Tageszeitung Gebrauch zu machen. Aber eigentlich war das Kind da schon in den Brunnen gefallen. Die Leiterin des Meinungsressorts Eva Marie Kogel kündigte in der Konsequenz ihren Job.
Elon Musik braucht keine Zeitung, um seine Meinung zu verbreiten
Selbstverständlich gilt die Meinungsfreiheit auch für Elon Musk. Klar dürfte aber auch sein, dass er die gedruckte Zeitung (verkaufte Auflage um die 90.000 Stück) bei mehr als 200 Millionen Followern auf X und massenhafter Aufmerksamkeit dafür nicht braucht. Sein Beitrag ist dünn, zeugt von Unkenntnis und Oberflächlichkeit. Aber seine libertäre Überzeugung, weniger Staat, weniger Steuern, deregulierte Märkte geht ihm über alles. Die AfD rechtsextrem? Könne ja gar nicht sein, schreibt er. Schließlich sei Alice Weidel mit einer Frau aus Sri Lanka verheiratet. Und weiter: „Klingt das für Sie nach Hitler?“ Uff.
Doch eigentlich ist nicht Musk das Problem. Das Problem ist die Normalisierung der in weiten Teilen als gesichert rechtsextremen Partei AfD. Dass eine deutsche Tageszeitung dieses Spiel (und nichts anderes ist es wohl für Musk) mitspielt, ist bitter und gefährlich.