Essen. Das Attentat in Magdeburg muss aufgeklärt werden. Vor allem, warum die vielen Alarmsignale um Taleb A. unbemerkt blieben.
Die ARD zeigt an diesem Freitagabend „Der kleine Lord“, einen Weihnachtsfilm, der Hoffnung spenden, der zeigen will, dass Zwist beigelegt werden kann, dass Frieden möglich ist, am Ende alles gut wird. Plötzlich bricht der Anschlag in Magdeburg in diese fiktive Welt, in die sich so mancher in diesen Tagen flüchten möchte, hinein. Im Nachrichtenbanner sind die schrecklichen Neuigkeiten zu lesen. Die grausame Realität hat erneut zugeschlagen, acht Jahre nachdem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt durch Anis Amri.
Auch wenn die Art und Weise – ein Fahrer rast mit dem Fahrzeug in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt – an den Terrorakt in Berlin erinnert, so ist das Attentat von Magdeburg anders.
Ergebnisse der Ermittlungen abwarten
Der Täter Taleb A. passt nach allem, was bisher bekannt ist, in kein Muster. Man würde ein islamistisches Motiv vermuten, doch der 50-Jährige, der aus Saudi-Arabien stammt, seit 2006 in Deutschland lebt und als Arzt arbeitet, soll sich als Ex-Muslim bezeichnen, der Deutschland für seine Toleranz gegenüber Islamisten angeht und mit der AfD sympathisiert. Über seine genauen Motive für diese grausame, hasserfüllte Tat ist noch zu wenig belegt. Womöglich ist aus dem Arzt, der psychisch Erkrankte behandelt, auch selbst ein Patient geworden.
Der Fall wirft viele Fragen auf. Die nach dem Warum, sicher. Die nach dem Wie: Wie konnte er in die Menschenmenge fahren, wo doch die Weihnachtsmärkte seit dem Attentat auf dem Breitscheidplatz besser gesichert sein sollten? Vor allem aber muss aufgeklärt werden, warum die vielen Alarmsignale um Taleb A. unbemerkt blieben. Ob und welchen Sicherheitsbehörden Fehler unterlaufen sind, werden die weiteren Ermittlungen zeigen.
Die trauernden Angehörigen der vielen Opfer haben eine vollständige Aufklärung verdient.