Essen. Sieben Jahre nach #Metoo, neun Jahre nach der Kölner Silvesternacht: Was hat sich in Deutschland für Opfer von sexueller Gewalt getan?

Dieser Prozess, er hat Geschichte geschrieben. Und das dank des Opfers, Gisèle Pelicot, die bewusst die Öffentlichkeit suchte, sich nie versteckte oder wegduckte, die die unerträglichen Details der Aussagen aushalten und die Qualen der Taten aufs Neue erleben musste. Und das in Zeiten, in denen viele Menschen öffentlich ihre harsche Meinung – aber am liebsten nicht unter ihren richtigen Namen – äußern wollen.

Gisèle Pelicot zwang die Gesellschaft dazu, hinzusehen. Auch, wenn es noch so schmerzte.

Es ist ein spektakulärer Prozess – sieben Jahre, nachdem bekannt wurde, dass Filmproduzent Harvey Weinstein zahlreiche Frauen sexuell belästigt hat. Sieben Jahre nach #Metoo. Neun Jahre nach den Vorfällen der Kölner Silvesternacht. Was hat all das bewirkt?

Ein Nein ist ein Nein - Spanien ist schon weiter

Etwas schon. In Deutschland gab es mit der Gesetzesänderung im Sexualstrafrecht eine Verschärfung. Seitdem gilt: Ein Nein ist ein Nein. Es ist dabei nicht entscheidend, ob dem Opfer Gewalt angedroht oder sie ausgeführt worden ist. Relevant ist: Die sexuelle Handlung war nicht gewollt. Damit wurden Fälle erfasst, die vorher nicht vom Sexualstrafrecht gedeckt waren, weil sich das Opfer nicht sichtlich gewehrt habe. Das war ein wichtiger Schritt.

Andere Länder wie Spanien aber gingen noch weiter. Hier zählt nicht das Nein, sondern explizit das Ja als Ja. Sex ohne ausdrückliche Zustimmung gilt damit als Vergewaltigung.

Dieser Prozess von Avignon, er darf nicht Geschichte bleiben.