Nordrhein-Westfalen. Viele Geflüchtete feiern das Ende der Diktatur von Baschar al-Assad – und denken an eine Rückkehr. Wie es in Syrien weitergeht, ist noch unklar.

Darf man sich darüber freuen, wenn Islamisten, die einst zu den Al-Qaida-Terroristen gehörten, einen diktatorischen Massenmörder stürzen? Erst einmal: ja! Denn dass Machthaber Baschar al-Assad aus seinem Palast vertrieben wurde, ist eine sehr gute Nachricht.

Vater wie Sohn Assad regierten brutal, führten Krieg gegen das eigene Volk. Deswegen flohen Millionen Syrer aus ihrem Land, viele in die benachbarte Türkei, viele zu uns nach Deutschland. Diese Flüchtlinge verfolgen nun mit ungläubigem Staunen den blitzartigen Machtwechsel in Damaskus. Erstmals telefonierten sie jetzt mit ihren Verwandten. Und gestern wurde in vielen syrischen Familien gefeiert: Assad ist weg, es kann nun nur besser werden. So denken viele, und mancher überlegt die Rückkehr.

Unklare Zukunft für Syrien

Dennoch ist schwer einzuschätzen, was gerade in Syrien passiert. Denn hier ziehen Weltmächte ihre Fäden. Die Rebellen haben diese Fäden zerschnitten und zugleich ziemlich verknäult.

Jahrelang kochten Putin, die Ayatollahs und Erdogan ihr zynisches Süppchen in Syrien, jeder mit eigener Agenda. Dazu kommen noch die Interessen der USA, der Golfstaaten, der Saudis und von Israel.

Doch der unerwartete Sieg der Rebellen setzt nun alle Pläne auf Null. Moskau, Teheran, eigentlich alle Staatschefs und Diplomaten müssen umdenken und ihre Rolle zur neuen Macht in Syrien definieren. Da ist noch viel ungewiss.

Doch zunächst darf man sich mit den vielen Menschen in Syrien freuen, die zumindest einen Hauch von Freiheit spüren. Dass die Gefängnisse geöffnet wurden, wirkt als wichtiges Symbol für den Wandel. Und es ist bemerkenswert, dass keine westliche Macht für den Umschwung verantwortlich ist.

Die nächste Zeit wird zeigen, ob sich auch die einstigen Al-Qaida-Schergen wandeln können. Den Syrern wäre es zu wünschen.

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