Essen. Humanitäre Arbeit und Entwicklungszusammenarbeit sind nicht nur moralisch wichtig. Sie sind auch aus Eigennutz sinnvoll

Das Friedensdorf International hat zunehmend Probleme, kostenlose Behandlungsplätze für kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zu finden. Hauptgrund dafür ist die wachsende wirtschaftliche Not vieler Krankenhäuser. Für gute Taten ist schlicht kein Geld mehr da. Im Kleinen zeigt das Beispiel der Helfer aus Oberhausen die großen Probleme auf.

Die Bundesregierung hat den Entwicklungsetat in diesem Jahr angesichts der Kassenlage wieder deutlich zusammengestrichen; der Rüstungsetat aber steigt. Auf mittlere und lange Sicht ist diese Entwicklung weder zielführend noch klug. Humanitäre Hilfe und Entwicklungsunterstützung sind keine allein moralisch gebotenen Maßnahmen. Sie sind am Ende auch aus eigennützigen Gründen sinnvoll.

Wirtschaftliche Asymmetrie und Not befördern in einer globalisierten Welt Migrationsbewegungen. Menschen fliehen nicht nur vor Krieg und Terror, sie machen sich auch dann auf den Weg, wenn sie in ihrer Heimat keine Perspektiven mehr haben.

Wer vermeiden will, dass gesellschaftliche Gräben noch weiter aufreißen, wofür aktuell die Flüchtlingsthematik eine von mehreren Ursachen ist, sollte Migrationspolitik nicht erst ab der deutschen oder der europäischen Grenze denken, sondern alles unternehmen, was notwendig ist, um Perspektiven in den Heimatländern von potenziellen Flüchtlingen zu schaffen.

Dazu sind auch Kreativität und Flexibilität gefragt. Entwicklungszusammenarbeit folgt viel zu häufig starren und eingefahrenen Mustern, ohne wirklich nachhaltig positiv zu wirken. Das Friedensdorf macht es im Kleinen vor, indem es jetzt nach intensiver Vorarbeit Kinder in Afghanistan behandeln lässt. Eine solches Denken außerhalb der Box wäre auch auf Regierungsebene wünschenswert. Gerade in Zeiten leerer werdender Kassen.