Essen. Die Grünen machen viel richtig, werden dafür von der Mehrheit aber nicht belohnt. Der Parteitag zeigt, womit sie jetzt punkten wollen.

Diesmal will auch Annalena Baerbock, dass Robert Habeck Kanzlerkandidat der Grünen ist. Aber eigentlich ist es auch ein bisschen egal. Denn nach aktuellem Stand ist die Partei so weit davon entfernt, den nächsten Bundeskanzler zu stellen wie Deutschland von einem Tempolimit.

Trotzdem war die Stimmung in Wiesbaden ausgesprochen gut, geradezu fröhlich. Außer vielleicht bei Ricarda Lang, die zum Abschied als Parteichefin mahnte: „Wir Grünen können uns das mit der Mitte der Gesellschaft in die Haare schmieren, solange wir als Elitenprojekt wahrgenommen werden“, was einerseits stimmt und andererseits auch ein kleines Drama ist.

Die Grünen haben Recht, punkten aber nicht

Denn tatsächlich meint es ja keine andere Partei mit echten Chancen auf Regierungsbeteiligung so ernst mit dem Klimaschutz wie die Grünen. Keine andere pocht so konsequent auch weiterhin auf Unterstützung der Ukraine. Und gleichzeitig schaffen es die Grünen derzeit nicht, bei Wählerinnen und Wählern außerhalb ihrer Stammklientel zu punkten. Dort allerdings wächst die Unterstützung: Seit dem Ampel-Aus verzeichneten die Grünen 11.000 neue Mitglieder - so viele wie sonst keine andere Partei.

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Das mag am Zeitgeist liegen, der sich fatalerweise gerade nicht allzu sehr fürs Klima zu interessieren scheint, vielleicht am Ton, vielleicht bei einigen Bürgern aber auch am Trotz. Jetzt erst recht Gasheizung und Dieselmotor. Die Dinge sind ja nicht immer so rational.

Auch die CDU wird Klimaneutralität anstreben müssen

Fakt ist: Auch eine CDU-geführte Regierung wird erklären müssen, wie sie Klimaneutralität erreichen will. Ob Friedrich Merz nun Windräder hässlich findet oder nicht. Die Dinger stehen und produzieren (sehr viel) Strom. Bis die Kernfusion in greifbare Nähe rückt, werden wir noch ein paar mal zur Bundestagswahl gegangen sein.

Die neuen Grünen-Parteichefs Franziska Brantner und Felix Banaszak haben in ihren Bewerbungsreden die soziale Gerechtigkeit deutlich in den Mittelpunkt gerückt. Ob ihnen das drei Monate vor der Wahl noch hilft?