An Rhein und Ruhr. Zahle ich zu viel für meine Gasversorgung? Wir haben die Durchschnittspreise an Rhein und Ruhr abgefragt und liefern einen Überblick.

Der Herbst ist aktuell noch mild, doch die kalten Tage rücken immer näher. Das bedeutet auch, dass die Heizungen an Rhein und Ruhr bald wieder aufgedreht werden müssen. Zwar steigen immer mehr Menschen auf eine Wärmepumpe um, die meisten Haushalte nutzen aber immer noch Öl oder Gas als Wärmequelle. Laut Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lag der Gas-Anteil 2023 bei 48,3 Prozent. In den vergangenen Jahren sind die Kosten für Verbraucher allerdings stark angestiegen. Wo die Preise am stärksten angestiegen sind und wo das Gas aktuell am günstigsten ist, haben wir zusammengetragen.

Daten des Vergleichsportals Verivox, die der Redaktion vorliegen, zeigen: Wie hoch die Gasrechnung am Ende des Jahres ist, hängt neben dem eigenen Verbrauch auch stark vom Wohnort ab. Zur Veranschaulichung bezieht das Portal die Zahlen auf die jährlichen Kosten für einen Einfamilienhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh).

Gaspreis: So teuer ist es im Kreis Wesel

Berücksichtigt man die Tarife der örtlichen Versorger und der 30 größten überregionalen Versorger, zahlen Kunden im Kreis Kleve durchschnittlich 2359 Euro. Im Kreis Wesel ist das Gas mit 2509 Euro nochmal 150 Euro teurer – damit ist der Kreis Wesel laut Verivox der teuerste Kreis in ganz NRW. Nur in Bottrop und Gelsenkirchen zahlen Verbraucher im Schnitt noch 20 Euro mehr. Andere kreisfreie Städte sind hingegen günstiger, so zahlen Verbraucher für 20.000 kWh in Essen durchschnitlich 2082 Euro, in Düsseldorf 2090 Euro und in Oberhausen 2212 Euro.

Auch interessant

Die Zahlen des Vergleichsportals berücksichtigen auch Sondertarife, die nicht jeder Verbraucher in Anspruch nehmen kann. Der Grundversorgungstarif ist in den meisten Städten deshalb deutlich höher. Angeführt wird der Kreis Wesel von Kamp-Lintfort. Während Kunden hier durchschnittlich 2709 Euro zahlen, liegt der Grundversorgungstarif aktuell sogar bei 3518 Euro. Im Vergleich zum Jahr 2019 hat sich der Tarifpreis mehr als verdoppelt, vor fünf Jahren lag dieser noch bei 1511 Euro.

Das sind die Durchschnittspreise in Moers und Neukirchen-Vluyn

Auf einem ähnliche Niveau liegen Moers und Neukirchen-Vluyn. Im Grundversorgungstarif zahlen Verbraucher 3335 Euro, hier gab es einen noch stärkeren Preisanstieg als in der Nachbarstadt. Vor fünf Jahren lag der Grundversorgungstarif in Moers laut Verivox noch bei 1309 Euro. Ein Großteil der Kunden hätte allerdings einen günstigeren Sondertarif, stellt Enni-Sprecherin Katja Nießen auf NRZ-Anfrage klar. Im Durchschnitt zahlen Kunden in Moers zwischen 2704 und 2739 Euro für 20.000 kWh.

Die angestiegenen Preise führt Nießen auf die „enormen Preissprünge an den Energiebörsen“ durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und den Ausfall französischer Atomkraftwerke zurück. Die Beschaffungsstrategie des Unternehmens sei auf Sicherheit ausgelegt, das benötigte Gas werde deshalb 18 bis 24 Monate im Voraus eingekauft. „Diese Strategie führt dazu, dass sich die – durch die Energiekrise bedingten – höheren Beschaffungskosten nun zeitversetzt ausschleichen“, erklärt Nießen. Im kommenden Jahr werde man die Preise daher wieder senken können.

Auch in Dinslaken sind die Preise weiterhin hoch. 2024 zahlen Verbraucher für die Gasversorgung eines Einfamilienhauses im Schnitt zwischen 2411 und 2426 Euro. Vor fünf Jahren war der Durchschnittspreis noch fast tausend Euro niedriger. Etwas günstiger als in Dinslaken ist es in Wesel. Hier kommen Kunden im Schnitt auf 2081 Euro, aber auch hier gab es einen Anstieg um fast tausend Euro, der Grundversorgungstarif ist hingegen von 1307 Euro auf 2595 Euro angestiegen.

Gaspreise: So teuer ist es im Kreis Kleve

Die höchsten Preise im Kreis Kleve gibt es in Rees. Während der Grundversorgungstarif bei stolzen 4677 Euro liegt, zahlen Verbrauchen im Durchschnitt immerhin 2853 Euro. Vor fünf Jahren lang dieser Wert noch bei 1067 Euro.

Deutlich günstiger ist es in Emmerich, auch wenn es hier ebenfalls einen starken Preisanstieg gab. Wurden vor fünf Jahren bei 20.000 kWh noch durchschnittlich 1112 Euro fällig, sind es heute 2245 Euro. „Bis ins Jahr 2021 blieb der Gaspreis trotz zahlreicher Krisen jahrelang unverändert. Seitdem hat sich der Energiemarkt stark verändert“, erklärt Hanna Pohl, Sprecherin der Stadtwerke Emmerich, auf Anfrage.

Etwa jeder Fünfte in der Grundversorgung

Laut dem Monitoringbericht 2023 der Bundesnetzagentur und dem Bundeskartellamt sind ungefähr 47 Prozent der Gaskunden in einem Sondervertrag beim Grundversorger. Nur 18 Prozent bezahlen den Grundversorgungstarif, der in der Regel teurer ist als ein Sondervertrag. Die restichen 35 Prozent haben einen Vertrag mit einem Lieferanten, der nicht der örtliche Grundversorger ist.

„Um den besten Tarif zu finden, sollte man Vergleichsportale nutzen. Dort unbedingt die Filtereinstellungen anpassen, um ein möglichst gutes und umfassendes Tarifergebnis zu bekommen“, rät Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW. Für Kunden am Niederrhein empfehlen verschiedene Vergleichsportale Vattenfall, Süwag sowie den Klimagas-Anbieter Eprimo. Die Preise liegen aktuell je nach Region zwischen 1668 und 2076 Euro. Die Verbraucherzentrale empfiehlt außerdem eine Laufzeit von etwa einem Jahr inklusive Preisgarantie, die optimalerweise auch die Netzentgelte umfasst.

Neben den höheren Energiepreisen an sich würden sich auch die Verdopplung der Abgaben, einschließlich der Netzentgelte, auf den Endpreis auswirken. Im Vergleich zu anderen Netzbetreibern würden die Netzentgelte hier aber „nur moderat ansteigen“. Verivox rechnet mit einer durchschnittlichen Erhöhung um 25 Prozent, die Stadtwerke Emmerich erwarten jedoch nur eine Steigerung von etwa zehn Prozent. In Kleve liegt der Preis für 20.000 kWh aktuell im Schnitt bei 2010 Euro.