Essen. Naivität der Leiharbeiter aus Osteuropa wird oft ausgenutzt. Sie arbeiten und wohnen oft unter schlechten Bedingungen.
Sie leben in Rumänien oder Bulgarien in teils prekären Verhältnissen und hoffen, in den Niederlanden mehr Geld verdienen zu können. Sie nehmen schlicht ihr Recht der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit wahr. Doch die künftigen Leiharbeiter kennen nur einen Teil der Wahrheit. Sie wissen nicht, dass sie in teils schlechten Unterkünften mit vielen anderen wohnen müssen, dass die horrende Miete und die Fahrtkosten von ihrem Lohn direkt einbehalten werden.
Der Willkür der Arbeitgeber ausgesetzt
Was hier oft passiert, ist nichts anderes als moderne Sklaverei. Die Naivität der Menschen wird gnadenlos ausgenutzt. Sie haben oft keine richtigen Arbeitsverträge, beherrschen die Sprache nicht. Damit sind sie der Willkür der Arbeitgeber ausgesetzt. Wird jemand krank, schwanger oder hat einen Arbeitsunfall, wird der Person von jetzt auf gleich gekündigt. Damit verliert sie nicht nur den Job, sondern auch die damit verbundene Unterkunft. Das Ticket für die Rückfahrt kann sie sich nicht leisten – und irrt wohnungslos durch die Städte am Niederrhein.
Da die grenzüberschreitenden Kontrollen und die weiteren Maßnahmen wie die Beratungsangebote vor allem im Kreis Kleve Wirkung zeigen, wächst die Hoffnung, dass den menschenunwürdigen Praktiken ein Ende bereitet werden kann. Doch auch die Vermittlungsbüros ändern ihre Strategien und bringen Leiharbeiter inzwischen in kleineren, dezentralen Wohnungen statt in größeren Gebäudekomplexen unter. Das fällt weniger auf.
In Essen, an der Grenze zu Oberhausen, ist es womöglich aufgefallen. Bürger beobachteten, dass in der Wohnung alle paar Wochen neue Männer einziehen und oft Matratzen ausgetauscht werden. Das Ordnungsamt ist aktiv geworden. Ob sich der Verdacht bestätigt, bleibt abzuwarten.
Der Kampf gegen die moderne Sklaverei geht weiter.