Orlando/Goch. In der Nacht zu Donnerstag traf Hurrikan „Milton“ in Florida auf Land. Die gebürtige Gocherin Sylvia Müller lebt in Orlando. Wie sie sich vorbereitet hat.

Schon seit den frühen Morgenstunden verfolgt Sylvia Müller die Lokalnachrichten. Sie ist nervös und besorgt. Die Straßen in ihrer Nachbarschaft in Orlando sind an diesem Morgen „menschenleer“. „Die Leute bleiben zu Hause, um sicher zu sein“, berichtet die 48-Jährige aus Orlando. Um 4 Uhr morgens in der Nacht zu Donnerstag sind sie und ihr Lebensgefährte vom Lärm des Hurrikan „Milton“ geweckt worden. Ihr Stadtteil ist zwar größtenteils verschont geblieben, „aber wir wissen alle nicht, wie es in anderen Regionen aussieht und wie schlimm der Schaden ist“, sagt sie, als wir sie gegen 8.30 Uhr Ortszeit erreichen. Am Morgen, nachdem der Wirbelsturm im Bundesstaat Florida auf Land getroffen war.

„Ich bin erst am Montag in dieser Woche wieder zurückgekommen, war vorher zu Besuch in Deutschland und auf einer Hochzeit in Düsseldorf eingeladen“, so die Auswanderin, die 2001 der Arbeit wegen von Goch nach Übersee zog. „Als ich dann wieder da war, haben wir kurz auch überlegt, ob wir Florida verlassen sollen, aber wir haben schon vorher Hurrikane erlebt und wussten, dass wir sicher durchkommen.“

Gocherin lebt in Orlando: „Haben Wasser gebunkert, Batterien geladen und alles aufgeladen, das ging“

Sie und ihr Lebensgefährte leben in dem Stadtteil Baldwin-Park, nur wenige Minuten von Downtown Orlando entfernt, ein neueres Wohngebiet, die Häuser größtenteils auf Unwetter vorbereitet. Zu den offiziellen Evakuierungsbereichen gehört ihre Nachbarschaft nicht. „Aber es war gut, dass so viele Gegenden evakuiert worden sind und die Warnungen ernst genommen wurden. Wir wollten uns nicht auch auf die vollen Straßen begeben. Der Verkehr hat sich in den vergangenen Tagen mächtig gestaut in Richtung Norden, auch an den Tankstellen hat man gemerkt, dass langsam der Sprit ausgeht“, erinnert sich Müller an die Tage vor Eintreffen des Hurrikans.

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Statt Orlando zu verlassen, haben die beiden sich also auf „Milton“ und alles, was nach ihm kommen könnte, so gut es geht vorbereitet: „Wir haben Wasser gebunkert, Batterien geladen, alles aufgeladen, was ging. Für den Fall, dass wir Strom oder die Wasserversorgung verlieren“, so Müller. Angst habe sie in diesen Tagen nicht unbedingt gehabt. „Das ist ja nicht unser erster Hurrikan und in Florida rechnet man jedes Jahr mit so einem Sturm“, erklärt sie. Geschäfte hätten schon am Mittwoch geschlossen und auch das Büro – Müller ist Projektmanagerin bei Siemens – blieb einen Tag vor dem Eintreffen des Wirbelsturms zu. Öffentliche Parkhäuser öffneten, damit Anwohner ihre Autos in Sicherheit bringen konnten. „Den Hurrikan haben hier alle sehr ernst genommen.“

Sylvia Müller lebt in Orlando im Bundesstaat Florida. Aufgewachsen ist die 48-Jährige in Goch im Kreis Kleve.
Sylvia Müller lebt in Orlando im Bundesstaat Florida. Aufgewachsen ist die 48-Jährige in Goch im Kreis Kleve. © Privat

Am Mittwochabend sei das Paar dann früh ins Bett gegangen. „Wir wussten, dass der Hurrikan in der Nacht kommen soll.“ Gegen 4 Uhr war es dann so weit: „Es hat viel Wind und viel Regen gegeben, die Bäume haben Äste verloren und wir ein paar Dachziegeln, die Straße liegt voller Grünzeug.“ Schlimmeres sei nicht passiert. „Wir leben in der Mitte Orlandos, die Außengebiete der Stadt hat es mehr getroffen, die haben auch keinen Strom mehr“, weiß die 48-Jährige.

Hurrikan „Milton“ trifft Florida: „Gerade ist die Sorge groß, dass es zu Überschwemmungen kommt“

Doch die Gefahr sei noch „lange nicht weg“. „Gerade ist die Sorge groß, dass es zu Überschwemmungen kommt.“ Nicht ohne Grund. Für Orlando und umliegende Gebiete sind nach dem Eintreffen des Hurrikans Sturmflutwarnungen ausgesprochen worden. „Auch das betrifft uns nicht direkt, aber wir wollen natürlich wissen, wie es in anderen Umgebungen aussieht. Vieles ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Gerade ist ja erst wieder die Sonne aufgegangen“, sagt die Auswanderin.

Einem Kollegen, der nur 35 Minuten entfernt von der Küste in Bradeton in Florida lebt, hat Müller direkt am frühen Morgen geschrieben. Eine Antwort hatte sie zum Zeitpunkt unseres Gespräches noch nicht bekommen. Erst später die Entwarnung: „Er und seine Familie sind okay, er sagt, dass viele Bäume umgekippt sind, aber sein Haus hat keinen Schaden. Seit 21 hat er aber keinen Strom“, gibt Müller nur etwa eine Stunde später Bescheid.

„Wir atmen alle gerade auf, wir haben es geschafft. Aber wir müssen nun schauen, wie es an anderen Orten aussieht. In Städten wie Tampa zum Beispiel.“ Auch am Donnerstag bleibt ihr Büro erstmal zu. „Bald beginnen dann die Aufräumarbeiten. Die Straßen säubern und helfen“, blickt die 48-Jährige auf die kommenden Stunden. „Das Wasser bewahren wir aber erstmal auf, den Fehler haben wir damals nämlich nach dem Hurrikan Ian gemacht und dann waren wir ohne Wasser, als die Klärwerke nicht mehr liefen“, erinnert sich Müller.