Essen. Auch viele Bürgermeister kandidieren nicht mehr
Kevin Kühnert, Sahra Wagenknecht, Peter Tauber, Michael Roth, Katja Suding – die Liste der Politikerinnen und Politiker ist lang, die aus gesundheitlichen Gründen zurücktraten oder sich zumindest zeitweise aus dem Geschäft zurückzogen. Oft ist es die Seele, die brennt oder kurz davor ist, Feuer zu entfachen. Im Bundestag sackten in der Vergangenheit immer wieder Abgeordnete zusammen, weil sie einen Schwächeanfall erlitten haben.
Viele aktive Bürgermeister wie aus Hünxe oder Horn-Bad Meinberg wollen sich aus gesundheitlichen oder Belastungsgründen nicht mehr erneut zur Wahl stellen. Und der Bürgermeister der ehemaligen Bergbaustadt Kamp-Lintfort wollte sich gar bewaffnen, weil er sich bedroht fühlte.
Dem Druck standhalten und um Macht kämpfen
Politik ist vielleicht kein Knochenjob, Abgeordnete und Ministerinnen müssen nicht auf Dächer herumkraxeln, auf Böden knien und putzen oder schwere Mauersteine setzen, aber sie müssen täglich zwei Dinge tun: dem Druck standhalten und um Macht kämpfen. Wer Macht hat, kann seine Ideen leichter umsetzen.
Doch es ist immer aufs Neue ein Wettbewerb, und zwar sieben Tage die Woche, morgens bis abends, oft auch im Urlaub. Lange Sitzungen, zu wenig Bewegung und körperlicher Ausgleich, Abendveranstaltungen, viele Dienstreisen prägen das politische Dasein. Das Tempo in dem Job hat vor allem durch die sozialen Medien zugenommen, Politiker müssen jederzeit reaktionsfähig sein.
Ja, man muss die politische Arbeit kritisieren, den Finger in die Wunden legen, das ist auch die Aufgabe von uns Journalistinnen und Journalisten. Doch die Politikerinnen und Politiker verdienen Respekt. Sie haben sich zur Wahl gestellt, weil sie in der Regel an der Demokratie mitarbeiten und ihre Ideen für die Gesellschaft einbringen wollen.
Statt Diffamierungen verdient das: Anerkennung.