An Rhein und Ruhr. Mit dem Terrorüberfall am 7. Oktober hat die Hamas eine ganze Region in Flammen gesetzt. Das war der strategische Plan
In den nächsten Tagen werden die früheren Bewohner des Kibbuz Kfar Aza die Gräber von 64 Freunden und Verwandten besuchen. Es ist jüdische Tradition, ein Jahr nach dem Tod naher Menschen auf den Friedhof zu gehen und noch einmal Abschied zu nehmen. Erneut wird der Schmerz brutal aufbrechen.
Das Grauen des 7. Oktober ist ein Trauma, das nicht nur in die Seelen derjenigen eingebrannt hat, die vor einem Jahr bange Stunden in ihren Schutzräumen verbringen mussten, weil Terroristen in ihre Gemeinschaften eingedrungen waren. Es ist ein Trauma für eine ganze Nation.
Der beispiellose Massenmord der Hamas und anderer Terrorgruppen vor einem Jahr, der Tod von fast 1200 Menschen, die Vergewaltigungen, die Plünderungen, die Verschleppung von 250 Männern, Frauen und Kinder, hat Israel bis ins Mark erschüttert. Das Gefühl der eigenen Verletzlichkeit hat eine Reaktion ausgelöst, die ihrerseits ohne Beispiel ist.
Der Gazastreifen liegt in Trümmern. Mindestens 42.000 Menschen sind dort getötet worden. Hunderttausende sind obdachlos, das Leid ist unermesslich. Jetzt brennt der Libanon. Die Hamas hat mit ihrem Überfall am 7. Oktober die Tore zur Hölle für eine ganze Region geöffnet. Das war der strategische Plan.
Die Bilder und Videos aus Gaza, Rafah, Khan Yunis oder Beirut sind wirkmächtiger geworden als die Dokumente des Schreckens in den angegriffenen Kibbuzim. Israel steht international am Pranger. Der Antisemitismus weltweit hat eine neue Dimension erreicht.
Der Hamas, der libanesischen Hisbollah und ihrer gemeinsamen Schutzmacht Iran sind die Toten im Gazastreifen, im Westjordanland oder im Libanon egal. Sie haben die Menschen dort in Geiselhaft genommen und opfern sie bereitwillig auf dem Altar ihres antiisraelischen Wahns.
Auch Benjamin Netanjahu, der israelische Premier, geht über Leichen. Er steht unter dem Druck seiner rechtsextremen Koalitionspartner, für die Frieden keine Option ist. Die Wut in Israel ist groß, weil Netanjahu die etwa 100 Geiseln im Stich lässt, die noch in den Händen der Terroristen sind.
Am Jahrestag des 7. Oktober wäre ein Innehalten angebracht. Der Krieg aber wird weitergehen und mit ihm das Leid.