Am Niederrhein. Aktion pro Humanität hat einen Mercedes-Sprinter zur kleinen Klinik umbauen lassen. Syrisch-katholischer Erzbischof zu Tränen gerührt

Das war schon ein ungewöhnliches Bild im Herzen Kevelaers – das Wallfahrtsstädtchen ist ja durchaus an geistliche Besuche gewöhnt – aber ein syrisch-katholischer Erzbischof in seiner für unsere Breiten ungewöhnlichen „Dienstkleidung“ sorgte doch für den ein oder anderen überraschten Blick. Zumal dann noch ein großer, weißer Mercedes-Sprinter gesegnet wurde – eine kleine, mobile Praxis, die sich so bald als möglich auf den Weg in die syrische Wüste machen soll, um dort 25.000 Menschen basismedizinisch zu versorgen.

Medizinische Hilfe für 25.000 Menschen auf dem Land

Julian Yacoub Mourad, der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, ist auf Einladung der Kevelaerer Aktion pro Humanität (APH) an den Niederrhein gekommen. Vorher war er in Paris und Rom, hat Papst Franziskus getroffen und dort noch einmal auf die Lage der Menschen, die Situation in Syrien, aufmerksam gemacht. Die bürgerkriegsgebeutelte und unter den internationalen Sanktionen leidende Landbevölkerung ist von großer Armut betroffen, es gibt kaum Nahrungsmittel, kaum Heizmaterial für den kommenden Winter, kaum finanzielle Hilfen, keine medizinische Versorgung. „Die Menschen, die noch nicht geflohen sind, sind alt und oft krank. Sie haben nichts.“

Friedensgebet in Wesel-Ginderich

Erzbischof Mourad wird am heutigen Samstag, 15 Uhr, gemeinsam mit Weihbischof Rolf Lohmann am Friedensgebet in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Wesel-Ginderich teilnehmen. Der Gospel-Chor Confidence gestaltet das etwas andere Friedensgebet musikalisch mit, es gibt viele Informationen und anschließend Möglichkeiten zur Begegnung mit kleinem Imbiss im Pfarrheim. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Die mobile Klinik kann dann auch dort besichtigt werden, wie am Abend dann auch im Rahmen der Festwoche zum Jubiläum der Kerzenkapelle bei der Lichterfeier auf dem Kevelaerer Kapellenplatz (ab 20 Uhr).

Die Kevelaerer Stiftung Aktion pro Humanität (APH), überwiegend ja in Westafrika humanitär unterwegs, hat in den vergangenen Wintern auch immer wieder versucht, zu helfen, hat Geld und Kleidung gesammelt und nach Homs geschickt. Nun wurde ein auch für APH besonderes Großprojekt war: Der APH-Vorstand mit Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Dr. Rüdiger Kerner konnte dem Gast aus Syrien eine mobile Arztpraxis überreichen.

Fast startklar, die mobile Praxis.
Fast startklar, die mobile Praxis. © | wasch

Ein sorgsam umgebauter Mercedes-Sprinter, ausgerüstet mit allem, was eine Arztpraxis so braucht: EKG, Sonografie, Sauerstoffgerät, Medikamente, Verbandmaterialien, kleine chirurgische Eingriffe werden möglich sein. Ein eingebauter Generator sorgt für den nötigen Strom. Viele Kevelaerer Firmen und Einzelpersonen haben mitgeholfen, das Projekt zu stemmen, das Bistum Münster finanziert mit, APH bleibt auch weiter dran, die Lohnkosten für Arzt, Krankenschwester und den Chauffeur werden übernommen.

Das ungefähre Einsatzgebiet, die Diözese Homs.
Das ungefähre Einsatzgebiet, die Diözese Homs. © | privat

Jeden Tag soll die kleine Klinik eine andere Stadt anfahren im Umkreis von Qaryatain, der „Dienst-Heimat des Monsignores. Erzbischof Mourad war tief bewegt, als das Mobil nun gesegnet wurde und die Sponsoren strahlend dabei standen. „Es ist für uns ein wunderbares Zeichen der Hoffnung, zu wissen, wir sind nicht vergessen, ihr seid an der Seite der leidenden Bevölkerung, das rührt mich zutiefst.“

Fünf Monate in IS-Geiselhaft

Auch die Lebensgeschichte des Erzbischofs darf anrühren. Im Mai 2015 wurde er, damals noch Pater und Chef seines Klosters Mar Elian, von IS-Milizen entführt – 250 weitere Christen mit ihm. Fünf Monate war er Willkür, Gewalt, Folter, Einsamkeit ausgesetzt – bevor ihm – und später auch den anderen Verschleppten, die Flucht durch die Wüste gelang – mit Hilfe muslimischer Freunde. Gesundheitlich angeschlagen ging Pater Jacques Mourad Jahre später wieder in seine Heimat zurück, nahm seinen Dienst im zerstörten Kloster wieder auf. Im Januar 2023 wurde er zum Erzbischof ernannt und nahm den Namen Julian Yacoub Mourad an. Über seine Erlebnisse hat Jacques Mourad ein Buch geschrieben: „Ein Mönch in Geiselhaft“, arte Verlag.

Julian Yacoub Mourad - in Kevelaer.
Julian Yacoub Mourad - in Kevelaer. © Christian Breuer, Bischöfliche Pressestelle | Christian Breuer, Bischöfliche Pressestelle

Sobald die aktuelle politische Lage im Libanon es zulässt, wird sich die mobile Praxis auf den Weg in die syrische Wüste machen. „Eure Hilfe setzt ein Zeichen für Hoffnung und Frieden – auf der ganzen Welt“, so der Monsignore. Es gibt Menschen, die Krieg machen. Wir sind hier, um Frieden zu machen!“