Essen. Die AfD ist in Thüringen stärkste Kraft - und trotzdem sind die meisten gegen sie. Jetzt können die Demokraten zeigen, was sie bewegen können.

Manch einer könnte jetzt denken: Lasst Björn Höcke ruhig Ministerpräsident in Thüringen werden: Dann könnte seine AfD mal zeigen, was sie so draufhaben: Täglich flögen Abschiebeflieger von Erfurt nach Kabul und Damaskus, die Schulen hätten plötzlich viele neue Lehrkräfte, in den Dörfern eröffneten wieder fröhliche Bäcker und Ärzte, der Klimawandel wäre abgesagt, die Wohnungen preiswert.

Man würde schnell merken, dass die „Blauen“ nichts von alledem umsetzen könnten. Allerdings würden sie in Behörden und Gerichten ihre Extremisten unterbringen, im Bundesrat Vorhaben blockieren, Orban und Putin kämen als Freunde. Die AfD in der Staatskanzlei wäre also kein Experiment wert.

Landtagswahl in Thüringen: 67 Prozent gegen die AfD

Und: Höcke könnte ohne Koalitionspartner nicht regieren. Und weil die CDU dies aus sehr guten Gründen nicht sein will, würden die Blauen feststellen, dass sie eben „nur“ knapp 33 Prozent erreichten. Mit anderen Worten: 67 Prozent sind gegen sie. Das ist ein Fakt, der gerade oft vergessen wird.

Wenn diese Mehrheit eine entschlossene und gute Regierung bilden könnte, wäre das eine große Chance. Nämlich zu beweisen, dass Demokraten viel bewegen können, wenn sie sich einig sind zum Wohle unseres Gemeinwesens. Das gilt für die kaputte Ampel in Berlin genauso wie für die künftigen Landesregierungen in Erfurt und Dresden.

Die Zusammenarbeit mit Sahra Wagenknecht bleibt für die CDU nur schwer erträglich

Dass Sahra Wagenknecht ihren Erfolg auskosten will, darf nicht verwundern. Sie will, dass die CDU mit ihr redet – auch wenn sie nicht zur Wahl stand. Tatsächlich bleibt die Zusammenarbeit mit Wagenknecht für die Union nur schwer erträglich. Ihre Ansichten zu Putin und Nato sind in Berlin nicht zu vermitteln, wohl aber in Erfurt oder Dresden.

Das ist ein Dilemma für Merz und seine Christdemokraten. Draufhauen auf die Ampel und das rigorose Schlechtreden von Deutschland war da sehr viel leichter.