An Rhein und Ruhr. In Dinslaken wird derzeit ein Fußgänger-Check durchgeführt, um Probleme und Gefahren zu erkennen. Was andere Tests in der Region gebracht haben.
Auf Gehwegen parkende Autos, Engstellen oder sonstige Probleme und Gefahren für Passanten sollen bei Fußverkehrs-Checks erkannt werden. Einen solchen Test hat die Stadt Dinslaken Anfang des Jahres gewonnen. Auch in anderen Städten der Region, wie Duisburg und Essen, gab es in den vergangenen Jahren derartige Überprüfungen. Wolfgang Packmohr vom Verein „Fuss e.v.“, Fachverband Fußverkehr, sieht jeden durchgeführten Check als Beitrag zu einer Verbesserung für Fußgänger.
Probleme sind durch Fußgänger-Checks besser zu erkennen
„Die Fußgänger-Checks bringen immer Veränderungen für alle, die mitmachen und die Ergebnisse sehen“, erklärt Packmohr, der im Bundesvorstand seines Vereins sitzt. „Denn es verändert das Bewusstsein für Probleme, an denen man sich als gesunder Fußgänger meistens nicht stört. Um falschparkende Autos oder Mülltonnen im Weg kann man drumherum gehen. Aber wenn man darauf achtet, ob auch jemand mit einem Rollator oder im Rollstuhl durchkommt oder wie Kinder eine Situation wahrnehmen, dann sieht man, wo die ganzen Hindernisse auftauchen.“
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Packmohr, ehemals Polizist an den Polizepräsidien Duisburg und Essen, betont zudem, dass auch Politiker bei den Checks miteinbezogen werden müssen. „Wenn Politiker so einen Check mitmachen, dann sind sie auch eher in der Lage, Probleme zu sehen und Notwendigkeiten für Veränderung zu erkennen.“ Ob diese Veränderung dann auch komme, hänge von vielen Faktoren ab. „Was politisch entschieden werden muss, landet leider oft auf der langen Bank und wir haben ein hohes Maß an Bürokratie, weswegen die Dinge immer einen gewissen Vorlauf brauchen.“
Schulstraße in Essen-Holsterhausen ist ein Ergebnis eines Checks
Wichtig sei es jedoch, dass man nach einem Check die gefundenen Problemstellen nach und nach angehe, sagt Packmohr und führt ein Beispiel in Essen-Holsterhausen auf: „Bei dem Fußverkehrs-Check, den die Stadt Essen 2021 hat durchführen lassen, wurden die Befunde der Dringlichkeit nach in die Ampelfarben rot, gelb und grün eingeteilt.“ Eine der Stellen, um die man sich vergleichsweise schnell gekümmert habe, sei die Bardelebenstraße, in der es eine Grundschule und ein Gymnasium gibt. „Dort gab es, wie vor vielen Schulen, das Problem der Elterntaxis.
Die Lösung: Die Straße wurde – zunächst testweise – ab September 2023 morgens, mittags und nachmittags als Schulstraße für den Autoverkehr gesperrt. Damit habe man den Weg der Schüler sicherer gestalten wollen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Essen. Anfang dieses Jahres wurde die Testphase bis Mai verlängert, mittlerweile gilt die Sperrung dauerhaft zu den genannten Tageszeiten. Anwohner sind davon ausgenommen. Die Leitung der ansässigen Schulen wünscht sich zudem eine physische Absperrung, da immer wieder Eltern und andere Autofahrer die Sperrzeit ignorieren und trotzdem durch die Straße fahren.
Fußverkehrs-Check in Dinslaken hat Potenzial
„Hier hat der Fußverkehrs-Check dazu geführt, dass man sich Gedanken gemacht hat, wie man eine Schulstraße umsezten kann. Und wenn zumindest ein Punkt aus dem Check aufgegriffen wird und es Veränderungen gibt, dann war es das auf jeden Fall wert“, meint Packmohr und ergänzt: „Jeder Fußverkehrs-Check, der gemacht wird, trägt dazu bei, dass etwas verbessert wird.“ Auch für Dinslaken sehe er daher Potenzial, um die ein oder andere Problemstelle auszubessern.
Der Fußverkehrs-Check in Dinslaken
Das Landesministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und das Zukunftsnetz Mobilität NRW haben Dinslaken im April beim landesweiten Wettbewerb um einen professionellen „Fußverkehrs-Check“ als Teilnehmer ausgewählt. In dem landesweiten Unterstützungsnetzwerk für nachhaltige Mobilitätsentwicklung ist Dinslaken seit 2016 Mitglied. 38 Kommunen hatten sich landesweit beworben, zwölf bekamen den Zuschlag. Für die Gewinner des Wettbewerbs ist der gesamte Check kostenlos, er wird vom Land gefördert.
Den Auftakt machte ein Workshop im Rathaus. Am 3. September gibt es eine Ortsbegehung in Hiesfeld um 17 Uhr, Start ist am Bürgerbüro Hiesfeld (Jahnplatz 1). Die Ortsbegehung Averbruch am 17. September startet ebenfalls 17 Uhr, an der Averbruchschule (Rosenstraße 47). Der Termin für den Abschlussworkshop wird noch bekanntgegeben.
Das sieht auch die Stadt Dinslaken so. Der Workshop im Rathaus vom vergangenen Dienstag, mit dem der Fußverkehrs-Check startete, habe bereits erste Erkenntnisse über mögliche Problemstellen geliefert, erklärt Stadtsprecherin Verena Barton. „Die beiden Ortsbegehungen in Hiesfeld am 3. September und im Averbruch am 17. September sollen darüber hinaus weitere Schwachstellen im Fußverkehrsnetz aufdecken. Im Anschluss an die Ortsbegehungen werden für die gesammelten Anmerkungen Lösungsvorschläge erarbeitet und je nach Aufwand und Dringlichkeit mit entsprechenden Prioritäten versehen“, so Barton. Erst dann zeige sich, welche Probleme sich kurzfristig lösen lassen.
Kleinere Maßnahmen können bereits viel bewirken
Ziel des Fußverkehrs-Checks sei es zudem, Bürger, Politik und Verwaltung zu beteiligen und alle involvierten Gruppen für die Probleme zu sensibilisieren. Für bei den Begehungen erkannte Probleme erarbeite man im weiteren Verlauf konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Verbesserung des Fußverkehrs, erklärt die Sprecherin. Diese können dann auch „exemplarisch für vergleichbare Situationen in anderen Stadtbereichen stehen.“
Bereits verkehrsrechtliche Anordnungen und kleinere Ausbesserungen im Bodenbelag seien wenig kosten- und zeitintensiv und somit kurzfristig umsetzbar. „Dennoch können genau diese Maßnahmen eine enorme Verbesserung für den Fußverkehr darstellen.“
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