Essen. Egal ob AfD, FDP oder Union: Ein Großteil der Parteien lehnt ein Tempolimit ab. Das ist nicht nur schade, sondern auch verantwortungslos.

Wer als Pendler auf den Autobahnen entlang des Rheins oder im Ruhrgebiet unterwegs ist, kann von Tempo 100 oder gar 130 nur träumen. Baustellen, Staus und unzählige Lkw bremsen den Verkehr. Das geht nicht nur auf die Nerven der Berufstätigen, sondern kostet auch jede Menge Sprit. Denn permanentes Bremsen und Anfahren steigert den Verbrauch. Da haben die Schnell- und die Staufahrer was gemeinsam.

Wie entspannend ein Tempolimit sein kann, erfährt jeder Reisende im Ausland. So gut wie alle Anrainerstaaten begrenzen die Geschwindigkeit und fahren gut damit. Auch weil Rasern hohe Strafen drohen.

Allerdings zeitigt der europaweite Rechtsruck mitunter auch die Rolle rückwärts: In den Niederlanden will die neue rechtspopulistische Regierung das Limit von Tempo 100 tagsüber auf wieder 130 anheben. Angeblich weil 100 den Verkehrsfluss mindert. Dennoch: Auch die holländischen Populisten stellen das Limit nicht in Frage. Ganz anders als die AfD, die jede Beschränkung beim Fahren ablehnt. Im Grunde denkt aber auch die Union so, Lindners FDP erst recht.

Nein zu Tempolimit: Deutschlands trauriges Alleinstellungsmerkmal

Daher können SPD und Grüne kaum ein Tempolimit hierzulande durchsetzen. Zumal ein Limit im aktuellen Haushalts-Hickhack der Ampel nicht mit einer Geldsumme zu beziffern ist. Und nur das scheint unseren liberalen Finanzminister zu interessieren. Die Themen Umwelt und Klima verlieren in der aktuellen politischen Gemengelage eh jede Lobby. Das ist nicht nur sehr, sehr schade, sondern auch verantwortungslos. Zumal etwaige Bundeskanzler Merz oder Söder wahrlich keine Freunde von Tempolimits sind.

Es scheint so, als ob Deutschland vorerst das einzige Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf den Autobahnen bleibt. Über solch ein Alleinstellungsmerkmal kann man nur den Kopf schütteln.