An Rhein und Ruhr. Die Landesregierung verteilt Zuschuss an freie Träger und Initativen der Wohnungslosenhilfe. Mit dem Geld werden verschiedene Hilfsmittel gekauft.

Rene ist 43, lebt seit vielen Jahren auf der Straße. Bei der Sommerhitze mit Temperaturen über 30 Grad freut er sich über jeden Passanten, der ihm eine Flasche Wasser gibt. Der Obdachlose, der in Düsseldorf lebt, weiß sich aber auch selbst zu helfen: „Ich lege mir ein nasses Handtuch über den Kopf oder in den Nacken, wenn ich unterwegs bin“, erzählt er beim Gespräch bei der Sozialberatung des Straßenmagazins FiftyFifty. „Und mein Zelt darf ich in einer Gartenanlage aufstellen. Schön im Schatten unter einem Baum. Dort kennen mich die Leute auch und ich kann das Zelt auch mal stehen lassen.“ Doch Menschen wie Rene sind auch auf Hilfsangebote von freien Trägern und Initiativen angewiesen. Das Land NRW unterstützt diese Angebote mit 250.000 Euro.

Düsseldorfer Wohnungslosenhilfe verteilt auch Zelte

„Wir haben das Geld schon beantragt. Davon werden wir Sommerschlafsäcke, Isomatten und Zelte bestellen, denn jetzt im Sommer schlafen mehr Wohnungslose auf der Straße als sonst. Ansonsten verteiligen wir Wasserflaschen“, berichtet Johannes Dörrenbächer vom Straßenmagazin FiftyFifty, das im Stadtteil Oberbilk auch eine Beratungsstelle für Wohnungs- und Obdachlose betreibt.

Aus einer Spende der Stadtwerke Düsseldorf habe man zudem noch Sonnenspray auf Lager, das ebenfalls verteilt wird. Er geht davon aus, dass das Geld schnell ankommen werde. „Unserer Erfahrung nach läuft das recht unkompliziert. Zumindest geht es schneller als andere Sachen.“

Caritas Essen bekommt 1800 Euro vom Land

Auch die Caritas Essen hat Geld aus dem Hilfspaket bereits beantragt. „Die 250.000 Euro sind die Gesamtsumme und wir konnte 1800 Euro beantragen. Über diese Mittel können wir auch schon verfügen und Einkäufe tätigen“, berichtet Stephan Knorr, Leiter der Suppenküche und des Tagesaufenthalt für Wohnungslose der Essener Caritas. Dass es ein Hilfspaket geben werde, habe man bereits vor der öffentlichen Erklärung der Landesregierung gewusst. „Daher haben wir uns schon gekümmert. Wie hoch die Summe ist, die wir bekommen, war nicht bekannt, aber wir wussten, dass etwas kommt.“

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Einen Großteil des Geldes werde man in Getränke investieren. „Aber auch Sonnencreme und Hautcreme sind wichtig. Zudem werden wir Hygieneartikel – gerade auch für Frauen – kaufen. Vor allem Deo, Duschgel und Tampons werden eingekauft“, so Knorr.

Mehr Hitzeschutz in Städten gefordert

Der Deutsche Städtetag und der Sozialverband VdK fordern von Bund und Ländern mehr finanzielle Unterstützung für Hitzeschutz in den Kommunen. Zwar hätten viele Städte und Gemeinden bereits Hitzeaktionspläne, doch „ein kommunaler Hitzeaktionsplan bleibt ein Papiertiger, wenn wir die geplanten Maßnahmen nicht umsetzen können, weil den Kommunen das Geld fehlt“, sagte Städtetag-Vizepräsidentin Katja Dörner. Allein könnten die Städte die Daueraufgabe Hitzeschutz finanziell nicht stemmen.

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, äußerte sich ähnlich. „Viele Kreise und Kommunen setzen sich bereits mit dem Thema auseinander, es fehlt aber häufig an finanzieller Unterstützung“, sagte sie. Vor allem Altersheime, Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser müssten mit Klimaanlagen ausgerüstet werden.

Die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Sabine Bösing, forderte einen Hitzeschutzfonds, damit Dienste und Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe etwa Sonnencreme, Trinkwasser und Sonnensegel anschaffen könnten. (epd und dpa)

Lieber in die Unterkunft statt ins Zelt?

An der Kirche St. Gertrud in der Essener Innenstadt betreibt die Caritas den Standort des Tagesaufenthalt für Wohnungslose und die angeschlossene Suppenküche. „Wir machen aber auch aufsuchende Sozialarbeit und versuchen, die Menschen hier in der Innenstadt zu motivieren in den Tagesaufenthalt zu kommen. Hier gibt es einen großen Gartenbereich mit Bäumen, unter denen bei dem Wetter die Menschen gerne im Schatten sitzen“, erzählt der Einrichtungsleiter. „Die Leute können sich bei uns abkühlen, etwas trinken, aber auch unsere Sanitäranlagen nutzen. Das ist auch wichtig, dass Wohnungslose in der Innenstadt auch mal auf die Toilette gehen können.“

Zelte verteile man jedoch eher im Winter. „Wir verweisen immer auf unsere Notschlafstellen. Grundsätzlich bin ich kein Freund davon, jedem einfach einen Schlafsack in die Hand zu drücken, denn ich glaube, dass die Leute in den Notschlafstellen besser aufgehoben sind“, meint Knorr. „Es gibt aber natürlich auch den ein oder anderen, der aufgrund von Sucht oder psychischen Auffälligkeiten nicht in der Lage ist, diese Angebote zu nutzen. Und bevor der gar nichts hat, ist es sinnvoll, Isomatte und Schlafsack bereitszuhalten.“

Wesel hält Schlafstellen auch tagsüber offen

In Wesel dürfen Wohnungs- und Obdachlose bei Hitze und Kälte über die normalen Zeiten hinaus in den Notschlafstellen bleiben, wie Stadtsprecher Swen Coralic der NRZ gegenüber berichtet. Normalerweise seien die Stellen nur für die Übernachtung geöffnet. „Wir erreichen aber nicht alle Wohnungslosen in der Stadt. Deswegen gibt es zum Beispiel von der Caritas hier auch aufsuchende Angebote. Den Menschen wird auch geraten, sich an unsere stationären Angebote und die Beratungsstelle für Wohnungslose der Stadt zu wenden.“

Obdach- und Wohnungslose seien der Hitze und der Sonne oftmals schutzlos ausgesetzt, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Ihr ohnehin oft schlechter Gesundheitszustand mache Hitzeperioden zu einem im schlimmsten Fall lebensbedrohlichen Risiko. Hilfsmittel könnten gegen schwere Sonnenbrände, Dehydrierung oder Hitzekollaps helfen, betonte der Minister. Wie sein Ministerium mitteilte, hätten 150 freie Träger und Wohnungslosenhilfen bereits Interesse an dem Hilfpaket bekundet. (mit epd und dpa)