Voerde. Leonard aus Voerde hatte ein tolles Schuljahr mit einem Höhepunkt. Jetzt wartet das süße Nichtstun - und ein Urlaub in der Türkei.

Zwei Sätze liest er noch, dann klappt Leonard das Aufgabenheft zu, greift zu seinem Trinkpäckchen, saugt am Strohhalm und blinzelt in die Sonne. Da geht es, das dritte Schuljahr. Was jetzt kommt, ist das süße Nichtstun, sechs Wochen lang, dann wird es ernst. Nach den großen Ferien kommt der Neunjährige in die vierte Klasse, in der es auch um die Empfehlung für die weiterführende Schule gibt. Ob es fürs Gymnasium reichen wird?

Wir treffen uns in ihrem mit EM-Wimpeln geschmückten Garten in Voerde, im Schatten des Gartenpavillons. Leonard sitzt gemeinsam mit Mutter Tanja und Opa Jürgen am Tisch. Im vergangenen Jahr hat die Familie auf den Kühlturm des Kraftwerks Voerde geschaut. „Aus dem Küchenfenster habe ich damals gesehen, wie sie das Kraftwerk aufgebaut haben. Jetzt konnte ich beim Abriss zusehen“ sagt Opa Jürgen. „Tut weh“, sagt er. Ein Stück Heimat, einfach weg.

Das Ferienprogramm: Youtube-Videos, Fortnite und Fußball

Leonard scheint der Turm nicht großartig zu fehlen, er hüpft befreit auf seinem Trampolin in die Luft. Bald wird auch der Pool im Garten aufgebaut. Schließlich sind ja Sommerferien.

Die will Leonard genießen, sich mit Freunden treffen, Fußball spielen, aber auch in seinem Zimmer Youtube-Videos schauen und mit der Playstation Fifa oder Fortnite spielen. Dann geht es auch noch in den Flieger, der ihn und seine Eltern in die Türkei nach Side bringt. „Ich freue mich auf den Pool“, sagt er. Außerdem soll es tolle Rutschen geben. Und dann gibt es da noch Fußballtrikots, die er sich kaufen möchte. Die sollen dort günstig sein, habe er gehört. Nun ja, und auch nicht orginal. Aber das weiß er bereits.

Auch an diesem Tag trägt er ein Trikot, die Farben von Manchester City. Sonst schlägt sein Herz eher für Königsblau, dem FC Schalke. Der Abstieg seines Teams war in seinem zweiten Schuljahr das schlimmste Erlebnis. Der erneute Fall des FC Schalke ist dem Neunjährigen, der selbst beim SGP Oberlohberg kickt und hin und wieder im Tor steht, erspart geblieben.

Neue Klassenkameraden aus Bulgarien und der Ukraine

Überhaupt war es ein erfolgreiches Schuljahr in der Regenbogenschule Möllen. Er hat am Sportfest teilgenommen, war auf Klassenfahrt auf Burg Bilstein und hat in einem Workshop das Trommeln gelernt. Toll findet er, dass seine Schule seit diesem Jahr eine „Wasserschule“ ist. Bedeutet: In dem Gebäude sind Wasserspender aufgestellt, jedes Kind hat eine Flasche bekommen und kann sich Trinkwasser, still oder medium, zapfen. Ein Monitor zeigt an, wie vie viel Wasser die Kinder getrunken und wie viele Plastikflaschen sie vermieden haben.

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Leonard hat auch neue Freunde und Klassenkameraden gewonnen, aus Bulgarien und der Ukraine. „Sie sprechen ein bisschen Englisch“, sagt Leonard auf die Frage, wie er sich mit ihnen verständigt.

Wie passend. Denn Englisch ist als neues Fach dazugekommen und Leonard hat sofort Spaß daran gefunden. „Sehr gut“ steht heute auf seinem Zeugnis. Es ist erst das zweite Mal, dass er echte Noten bekommt, in der zweiten Klasse gab es nur eine Beurteilung. Über die vielen Einsen und Zweien freut sich Leonard. Allerdings hätte er in Mathe gern ein „Sehr gut“ gehabt, doch eine Mathearbeit ist nicht so gut gelaufen, wie er es sich gewünscht hätte. Mathe ist mit Abstand sein Lieblingsfach.

Spielt gern mit der Playstation: Der neunjährige Leonard in seinem Zimmer.
Spielt gern mit der Playstation: Der neunjährige Leonard in seinem Zimmer. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

So viel Fleiß will belohnt werden. Für das tolle Zeugnis hat Opa Jürgen das Portmonee gezückt. „Natürlich“, sagt er schmunzelnd. Doch die größte Überraschung gab es von Mama und Papa: endlich ein Handy! Das hat Leonard sich schon so lange gewünscht. Ganz viele in seiner Klasse hätten bereits eins. Jetzt hat er Mamas Gebrauchtes bekommen, damit auch er sich mit seinen Freunden in Whatsapp-Gruppen verabreden kann.

Die guten Noten sprechen für eine Zukunft auf dem Gymnasium. Das hofft auch Mutter Tanja Vennemann. Das Otto-Hahn- oder das Theodor-Heuss-Gymnasium hat die Familie im Blick, doch dafür braucht es zunächst die Empfehlung der Grundschule.

Es wird im neuen Schuljahr also ernst. Zumal zu Beginn des Schuljahres die Fahrradprüfung auf dem Plan steht. Dafür übt Leonard schon fleißig, überhaupt fährt er gern mit dem Rad durch den Ort. Statt Sport steht wieder Schwimmen auf dem Stundenplan. „Und Sexualkunde“, sagt er. Puh. Zeit, sich auszuruhen. Irgendwie schön, dass die Ferien beginnen.