An Rhein und Ruhr. Nachts meiden viele Frauen aus Angst den öffentlichen Nahverkehr. In Köln sollen jetzt Taxigutscheine ausgegeben werden.
Mehr als die Hälfte der Frauen meidet nach Einbruch der Dunkelheit den öffentlichen Nahverkehr aus Angst vor Übergriffen und Gewalt. Das ergab eine im November 2022 veröffentlichte Umfrage des Bundeskriminalamtes (BKA). In Köln will die Politik jetzt Taxi-Gutscheine an Frauen ausgeben lassen. Einen entsprechenden Antrag haben CDU, Grüne und Volt formuliert. Ab Herbst soll ein Pilotprojekt starten. Es wäre das erste dieser Art in Nordrhein-Westfalen.
„Wir wollen für mehr Sicherheit für Frauen sorgen und dafür, dass sie gut nach Hause kommen“, sagt Teresa De Bellis-Olinger, verkehrspolitische Sprecherin der CDU im Kölner Stadtrat. Bei dem Antrag habe man sich am Vorbild München orientiert, wo schon seit vier Jahren Taxi-Gutscheine an Frauen ausgegeben werden.
Drei Gutscheine pro Monat, Wert jeweils zehn Euro
Konkret sollen Frauen pro Monat in Bürgerbüros bis zu drei Taxigutscheine mit einem Wert von jeweils zehn Euro abholen können. Einlösbar sollen sie für Fahrten zum Wohnort in der Zeit zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sein – allerdings nur ein Gutschein pro Fahrt. Kostenpunkt für die Stadt: 15.000 Euro. „Wir hoffen, dass wir im September mit dem Pilotprojekt starten können“, sagt De Bellis-Olinger.
Beim Landesfamilienministerium stößt das Projekt auf Zustimmung: Es ergänze die „Maßnahmen der örtlichen, landesgeförderten Schutz- und Beratungsinfrastruktur für von Gewalt betroffene Frauen“ und sei „grundsätzlich zu begrüßen“, so ein Sprecher. Die Landesregierung habe es sich zum Ziel gesetzt, die „Unterstützungsinfrastruktur“ strukturell wie qualitativ weiterzuentwickeln.
In Duisburg plant man nach Angaben eines Sprechers derzeit kein ähnliches Projekt, das sich speziell an Frauen richtet. Jedoch weist der Sprecher auf ein nächtliches Angebot namens „myBUS“ hin. Kunden, ob männlich oder weiblich, können sich über eine App einen Kleinbus buchen und zu einem Wunschziel fahren lassen – das Angebot gelte für Strecken bis zu 20 Kilometer innerhalb der Stadt.
Im Kreis Kleve fährt der „Night Mover“ - Frauen erhalten Zuschuss
Im ländlichen Kreis Kleve können Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren am Wochenende und vor Feiertagen das „Night-Mover“-Angebot in Anspruch nehmen. Sie erhalten einen Zuschuss von acht Euro pro Person für die Taxi-Heimfahrt. Dieses Angebot ähnelt also dem Kölner Projekt.
Ein Sprecher der Kreisverwaltung sagte zudem, die Gleichstellungsbeauftragten hättem das Thema „sicherer Heimweg für Frauen“ schon länger auf der Tagesordnung, speziell mit Blick auf den öffentlichen Nahverkehr. „Services wie der ‚SOS-Knopf‘ in öffentlichen Verkehrsmitteln, die Präsenz von Sicherheitsteams, der Ausbau der Videoüberwachung oder das ‚Heimwegtelefon‘ werden seitens der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Kleve beworben, um Frauen die Angst vor der Nutzung des ÖPNV und SPNV zu nehmen“, so der Sprecher.