An Rhein und Ruhr. Den Schülern mehr Verantwortung zu geben, sehen Eltern als Lösung. In Berlin wurden Projekte für mehr saubere WC-Anlagen ausgezeichnet.
Penetranter Gestank, an Wände und Decke geworfene Papierreste und vollgeschmierte Kabinen – die Situation auf Schultoiletten im ganzen Land ist mehr als nur ein kleines Ärgernis. Eltern berichten von Kindern, die es vermeiden, die Schulklos zu nutzen. Abhilfe schaffen soll vor allem mehr Verantwortung, die die Kinder für die Gestaltung und Sauberkeit ihrer Toiletten übernehmen sollen. In Berlin wurden einige Projekte unter dem Titel „Toiletten machen Schule“ ausgezeichnet.
Kinder sollen an der Gestaltung der Toiletten teilhaben
Geld- und Sachpreise im Wert von 50.000 Euro wurden bei der Preisverleihung der „German Toilet Organization“ vergeben. Seit knapp 20 Jahren setzt sich die Organisation für nachhaltige und sichere Sanitär- und Wasserversorgung ein. Beim „Deutschen Schultoilettengipfel“ in Berlin wurden die Sieger der dritten Austragung des Wettbewerbs „Toiletten machen Schule“ gekürt.
Die Sieger von „Toiletten machen Schule“
Für den Wettbewerb der „German Toilet Organization“ waren Schüler und Schulen dazu aufgerufen, sich mit Initiativen und Projekten für saubere und schönere Toiletten zu bewerben. Sieger wurden die Grundschule Stielerstraße in München, die Hellweg Realschule in Unna und das Gymnasium Winsen.
Sonderpreise gingen an die Laagbergschule (Grundschule) in Wolfsburg, die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg (Wuppertal), die Gemeinschaftsschule Jenaplan (Weimar), die Paul-Simmel-Grundschule (Berlin), das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss (Mainz), die Scharmützelsee Schule (Berlin) und die Rudolf Koch Schule (Offenbach).
Auch die Landeselternvertretungen in NRW bevorzugen die Maßnahme, die Schüler selbst Verantwortung für ihre Toiletten übernehmen zu lassen. „Man kann die Kinder an der Gestaltung der Toiletten teilhaben lassen“, schlägt Ismail Sönmez, 1. Vorsitzender der Landeselternschaft der Realschulen, vor. „Damit kann man dem Ganzen einen Wert geben, weil die Kinder sehen, was sie selbst geschaffen haben.“ Das müsse dann auch alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden, damit auch neue Schulkinder die Möglichkeit der Teilhabe bekommen.
„In NRW gibt es einige Schulen, die die Toilettensituation etwas besser im Griff haben. Bei den meisten ist das aber nicht so“, erklärt Sönmez. „Es gibt einen Sanierungsstau und viel -bedarf. Es geht nicht so voran, wie es sollte.“ Dabei gebe es große Unterschiede zwischen den einzelnen Kommunen.
Elternvertreter sehen Finanzierung als größtes Problem an
Dirk Heyartz, Vorstandsmitglied der Landeselternschaft der Gymnasien NRW und Vorsitzender des Bundeselternrates sieht die Lage ähnlich: „Die Toiletten sind nicht generell schlecht – die meisten sind bereits in gutem Zustand, allerdings werden Reinigung, Wartung und Pflege häufig vernachlässigt.“
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Das Problem sehen die Elternschaften in der Finanzierung. „Die Schulträger sind verantwortlich für Bau und Unterhalt, haben aber häufig leere Kassen und einen Mangel an Personal, das Baumaßnahmen umsetzen könnte. Bundes- und Landesregierung sollten weiterhin Fördermittel zur Verfügung stellen, damit Toiletten regelmäßig saniert und auf heutige Standards angepasst werden können“, fordert Heyartz.
Ältere Schüler sollen als Toilettenaufsicht für Ordnung sorgen
Zudem gebe es die Möglichkeit einer Toilettenaufsicht. „Man kann in den Pausen die Zehntklässler zum Beispiel als Aufsicht nehmen. Das sollten natürlich Schüler sein, die unter den Schülern allgemein Gehör finden“, sagt Sönmez. Und auch Heyartz bevorzugt Schüler statt Erwachsenen als Aufsicht. „So kann auf Augenhöhe schlechtes Benehmen auf den Toiletten verhindert werden“, sagt er und fügt hinzu: „Gleichzeitig muss eine regelmäßige Reinigung sichergestellt sein, damit kein Schüler den Toilettengang vermeidet und so unter Umständen gesundheitliche Probleme riskiert.“
Eine Toilettenaufsicht sieht die Elternschaft Düsseldorfer Schulen dagegen nicht als Lösung. „Ich denke, damit wird Fehlverhalten gehemmt, aber es gibt keinen Lernerfolg“, sagt Vorsitzende Annette Willms. „Die Kinder müssen miteinbezogen werden, planen und selbst aktiv werden. Partizipation ist das Zauberwort. Dann gibt es eine andere Wertschätzung.“
Pilotprojekt in Düsseldorf stößt auf positive Resonanz
Zudem wurde von der Stadt ein Pilotprojekt für eine Reinigung nach Bedarf gestartet. „Das läuft jetzt und die ersten Ergebnisse sind sehr positiv“, sagt Willms. Entstanden war das Projekt auf Antrag der SPD im Schulausschuss. „Zunächst ging es um eine zweite Reinigung der Toiletten und am Ende wurde eine Tagesreinigung daraus. Die Stadt hat das dann an 16 Schulen umgesetzt, an denen Reinigungskräfte im Einsatz sind. Es lässt sich jetzt nach Bedarf reinigen.“
Willms ist zufrieden mit dem Projekt. „Die Kinder haben Namen und Gesichter der Reinigungskräfte und sehen die Arbeit, die sie leisten“, erklärt sie. „Es entsteht eine ganz andere Wertschätzung dadurch. Ich denke, dass sich die Kinder auch anders verhalten, wenn immer jemand vor Ort ist, der auf die Sauberkeit achtet.“ Im Herbst gibt es eine Evaluation des Projektes. „Darauf sind wir dann sehr gespannt.“