Essen. Weil es nicht gelingt, den Dienst an der Waffe erfolgreich zu bewerben, soll jetzt ein bisschen Wehrpflicht her.

Die Bundeswehr ist offensichtlich kein attraktiver Arbeitgeber. Die Anwerbekampagnen der vergangenen Jahre waren nicht sonderlich erfolgreich. Die Truppe ist überaltert, leidet unter Personalmangel und schrumpft. Nicht jeder, der sich verpflichtet hat, scheint motiviert zu sein, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr gestiegen.

Die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist eine, die der blanken Not geschuldet ist. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) schwebt jetzt eine Art Zwittermodell vor. Er will junge Männer verpflichten, in einem Fragebogen Auskunft über ihre Wehrdienst-Bereitschaft zu geben. Ein Teil derjenigen, die damit leben könnten, einzogen zu werden, soll dann zu einer Pflicht-Musterung einbestellt werden.

Als die Wehrpflicht vor 13 Jahren ausgesetzt wurde, geschah das vor allem aufgrund der zunehmend fehlenden Wehrgerechtigkeit – zum Ende hin musste nur noch ein Viertel der eigentlich Wehrpflichtigen tatsächlich zur Bundeswehr.

Das Pistorius-Modell ändert an diesem Missstand nur marginal etwas, zumal anfangs nur wenige Tausend Rekruten tatsächlich eingezogen werden würden. Aktuell gibt es in der Bundeswehr weder die nötigen Ausbildungskapazitäten noch ausreichend Platz für mehr neue Wehrdienstleistende; die Kasernen gelten als marode und dringend sanierungsbedürftig. Und: Eine moderne Armee ist auf Spezialisten angewiesen, das heißt Soldaten, die über die Dauer des Wehrdienstes hinweg bei der Truppe bleiben.

Um die Bundeswehr schlagkräftiger zu machen, nützt es wenig, die ausgedünnten Ränge mit Wehrpflichtigen aufzustocken, die nach wenigen Monaten wieder ausscheiden. Um Leute längerfristig zu binden, muss die Bundeswehr vor allem eines werden – ein attraktiverer Arbeitgeber.