Essen. Zehn Jahre nach der Ausrufung seines Kalifats ist der „Islamische Staat“ noch immer eine Bedrohung für Deutschland

Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, als der sogenannte „Islamische Staat“ die Millionenstadt Mossul im Norden des Irak handstreichartig einnahm und kurze Zeit später das Kalifat ausrief. Auf dem Höhepunkt seiner Macht beherrschte der IS im Irak und in Syrien ein Gebiet von der Größe Großbritanniens.

Trotz seiner albtraumhaften Terrordiktatur, der maßlosen Gewalt gegen Andersgläubige und Opponenten, trotz des Völkermordes an den Jesidinnen und Jesiden zog der „Islamische Staat“ Tausende meist junger Menschen auch aus Deutschland an. Die Dschihadisten verstanden es wie keine Terrorbande vor ihnen, die sozialen Medien zu nutzen. Der IS war so etwas wie ein bluttriefendes Pop-Phänomen. Anschläge mit vielen Opfern schockierten und verängstigten die Menschen in Europa.

Nach der endgültigen Zerschlagung des Terrorkalifats vor fünf Jahren schien die Gefahr auch für Europa gebannt. Das war ein Trugschluss. Die Ideologie des IS ist nicht tot. Noch immer sind im Irak und in Syrien Tausende IS-Kämpfer und -Sympathisanten aktiv. In Afghanistan fordert die dortige IS-Filiale die Taliban heraus, die von den Dschihadisten als verweichlicht geschmäht werden. In Afrika oder in Südostasien beherrschen IS-Filialen ganze Regionen.

Die anstehenden sportlichen Großereignisse, die Europameisterschaft in Deutschland und die olympischen Spiele in Frankreich, sind für den IS vor allem Gelegenheiten, Werbung in eigener Sache zu machen. Ein erfolgreicher Anschlag würde den Dschihadisten neue Rekruten zuströmen lassen. Ohnehin ist die islamistische Szene wegen des Kriegs in Gaza aufgewühlt und wütend. Der IS ist wieder attraktiver geworden. Die Sicherheitsbehörden tun gut daran, die Warnungen sehr ernst zu nehmen. Der IS ist brandgefährlich.