Kleve. Kleve möchte gern die Landesgartenschau ausrichten - in sechs Jahren. Das Ziel ist ambitioniert, die Grundlagen sind da.
Sie werden in NRW etwa alle drei Jahre ausgerichtet und sind so viel mehr als eine Schau mit bunten Blümchen auf der Wiese. Landesgartenschauen verändern die Stadt, in der sie stattfinden und geben neue Impulse und Perspektiven. Landschaftsarchitektonische, städtebauliche, infrastrukturelle und vor allem solche für die Menschen, die in ihr leben. Der alte Zechenpark in Kamp-Lintfort zum Beispiel, eine alte Industriebrache, ist heute ein Naherholungsgebiet und attraktives Ausflugsziel mitten in der Stadt, der LAGA 2020 sei Dank.
In Kleve liegen die Dinge ein wenig anders. Hier prägen von jeher das Wasser von Kermisdahl und Spoykanal, die dicht bebaute Innenstadt, über der die Schwanenburg thront und die weitläufige Landschaft mit ihren alten Park- und Gartenanlagen das Bild.
Kermisdahl und Spoykanal
Drumherum bewirtschaften Landwirte und Gartenbauer Höfe, Äcker und Felder. Es liegt auf der Hand, dass die Stadt mit diesen Pfunden wuchern möchte und sich mit diesem Dreiklang aus Stadt, Land und Wasser um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2029 bewirbt. Seit Monaten wird am Konzept gefeilt, werden alle denkbaren und möglichen Akteure aus Wirtschaft, Stadtgesellschaft und Vereinen nach ihrer Meinung, ihren Ideen und Anregungen befragt, die Öffentlichkeit von Beginn an eingebunden.
Der Kopf hinter allen Aktivitäten ist Bernhard Klockhaus, Fachbereichsleiter Tiefbau bei der Stadt Kleve. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, damit der Traum von der LAGA am linken unteren Niederrhein mehr als nur eine Chance hat. „Wir wollen hier etwas schaffen, das bleibt“, erklärt Klockhaus und bringt dafür jede Menge Erfahrung mit. 1999 war er schon an der Organisation der Landesgartenschau in Oberhausen beteiligt. Eines ist ihm ganz wichtig: „Es ist hier nicht die Verwaltung, die eine Landesgartenschau in die Stadt holt, es sind die Stadtgemeinschaft, die Landwirte und Gartenbauer, die Hochschule Rhein-Waal, die Kleverinnen und Klever, die partizipieren sollen, um das Projekt LAGA Kleve mit Leben füllen.“
Der Stadtradt soll Ende Februar über die Bewerbung und das Konzept entscheiden
Das Interesse und der Zuspruch seien groß. „Die Leute sind für das Projekt offen.“ Auch wenn für die Bewerbung um die Schau zunächst ein eher grob umrissenes Konzept entsteht, über das der Stadtrat in seiner Sitzung im Februar befinden soll, konkretisiert sich vieles und gibt es schon eine Menge guter Ideen.
So sollen die bestehenden Grünzüge weiter in die Innenstadt gezogen werden. Mehr Schatten ist ein wichtiges Ziel. „Es macht das Einkaufsverhalten wertvoller und vergrößert die Aufenthaltsqualität“, ist Klockhaus überzeugt. Ganz nebenbei könnte mehr Grün in der Stadt auch für mehr Abkühlung in den zuletzt immer heißer werdenden Sommern sorgen. LAGA 2029 heißt auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
„Wir müssen modern denken, Traditionen aber einbeziehen“, ist sein Credo. Überhaupt, die Ziele. „Die Landesgartenschau würde dazu beitragen, dauerhafte Grünflächen und Landschaftsräume zu schaffen“, erklärt Klockhaus. Schon bestehende Bereiche könne und werde man auf zukünftige Anforderungen und eine nachhaltige Anschlussnutzung ausrichten.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit
„Die Fußgängerzone würde neugestaltet, neue Radwege könnten angelegt werden.“ Für das als Gelände für die LAGA angedachte Gebiet geht es von den Galleien nahe der Unterstadt Richtung Innenstadt bis hin zur Hochschule immer den Fluss entlang. Wasser zieht sich wie eine Orientierungsschnur durch das ganze Stadtgebiet und ein bisschen auch durch das Konzept. Überlegungen eine Wasserbühne fest zu installieren, sie aber mindestens in der Open Air Saison auch zukünftig dort zu haben, würden den Kanal erheblich aufwerten, glaubt Klockhaus. „Ab April sorgt bisher das sich aufwärmende Wasser für vermehrte Algenblüte“, erklärt der Tiefbauchef.
Die Idee: Ein elektrobetriebenes Wassertaxi
Die Idee: die Verbesserung der Uferbereiche und ein Mehr an Verschattung soll den Spoykanal zukünftig besser nutzbar machen und zugleich des Problems Herr werden. Aus der Bürgerschaft wurde außerdem die Wasserreinigung durch spezielle Pflanzen angeregt. Klockhaus kann sich ein mobiles Schwimmbad vor der Hochschule und Gastronomie am Wasser für die LAGA-Zeit gut vorstellen. „Um die Gäste durch die Stadt zu kutschieren, wäre ein elektrobetriebenes Wassertaxi denkbar“, schlägt er vor.
Mehr Wasser kann er sich auch in der Stadt selbst durchaus vorstellen. Die befragten Bürgerinnen und Bürger wünschen sich Fassadenbegrünung, einen Gemeinschaftsgarten, Insekten- oder Schattenbeete, Aussichtspunkte. Rührend kreativ waren die Klever Kinder. Sehr angetan zeigt Bernhard Klockhaus ihre vielen Zeichnungen, mit denen sie sich ein Schmetterlingshaus, einen Dinopark oder einen kunterbunten Früchtegarten wünschen.
Die Hochschule Rhein Waal ist von Anfang an mit im Boot
Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Ganz gleich, wie die Vorbereitungen weitergehen, „die Vereine werden in alles eingebunden“, sagt der Chefplaner. Die Landwirtschaft erhalte die Gelegenheit, sich auf der LAGA zu präsentieren. Die Hochschule Rhein-Waal mit ihrer Forschung zur modernen Landwirtschaft ist dafür der ideale Partner und von Anfang an mit im Planer-Boot. Ein Zuschlag würde für die Stadt ganz neue finanzielle Möglichkeiten schaffen, um viele der Projekte und Ideen kurzfristig umsetzen zu können.