An Rhein und Ruhr. Der Elternverband Ruhr fördert die Sprach- und Lesekompetenz türkischer und türkischstämmiger Familien. Ein Besuch beim Vorsitzenden Dr. Ali Sak.

Die Erweiterung des Wortschatzes und die Förderung von Sprach- und Lesekompetenz – das sind die beiden Kernziele des Elternverbands Ruhr aus Essen. „Wir möchten gerne die Lesefreude bei Kindern wecken und durch Leseangebote einen Anreiz geben, zu Hause mehr Bücher zu lesen“, sagt Ali Sak, Vorsitzender des Lesevereins.

Die Angebote richten sich vor allem an Kinder mit Migrationshintergrund der dritten und vierten Klassen. Besonders ausgeprägt sei bei den Kindern die „sogenannte Halbsprachigkeit“. Die Anzahl der benutzen Wörter, auch in der Familiensprache, sei sehr begrenzt und liege außerdem deutlich unter der von gleichaltrigen Kindern, die mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind.

Dr. Sak: „Eltern ansprechen und mit ins Boot holen“

Dafür gebe es „sicherlich verschiedene Gründe“. Insbesondere scheine aber die Herkunft der Eltern maßgebend zu sein. Zu viele Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund würden immer noch die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Deswegen sagt der Vorsitzende des Elternvereins: „Um die Sprach- und Lesekompetenz der Kinder zu fördern, ist es auch wichtig, dass wir die Eltern ansprechen und mit ins Boot holen.“ Dies geschehe zurzeit durch regelmäßige Online-Elternabende, bei denen „gute Bücher empfohlen oder gemeinsame Leseabende mit den Kindern und Autorenlesungen organisiert werden“.

Zudem führt der Verein einen einmal jährlich stattfindenden Lesewettbewerb durch. „In diesem Jahr mussten die Kinder einen ihnen unbekannten Text auf Türkisch und auf Deutsch vorlesen, alles natürlich wegen Corona „nur“ online. Aber so konnten auch Kinder aus dem ganzen Ruhrgebiet teilnehmen“, berichtet Sak von der Aktion.

An dem Lesewettbewerb können jeweils zwei Schüler pro Schule, einer aus der dritten und einer aus der vierten Klasse, teilnehmen. „In diesem Jahr mussten wir es auf 17 Schüler der dritten und 21 Schüler bei den vierten Klassen begrenzen. Das wäre online sonst alles zu viel geworden“, so der Vorsitzende. Bewertet werden, innerhalb von zwei Minuten Lesezeit, unter anderem die Lesebetonung „und wie flüssig ein Kind den Text vorgetragen hat“. Im Anschluss an den Lesewettbewerb finde dann auch immer ein Kinderfest statt, bei dem es mittlerweile Tradition ist, dass auch der Essener Oberbürgermeister und der türkische Generalkonsul Ansprachen halten und die Urkunden an die Gewinner verteilen.

Elternverein Ruhr ist auf Unterstützung angewiesen

„Das alles musste in diesem Jahr online abgehalten werden, genauso wie auch unser jährlicher Familien-Lesetag, der um Weihnachten stattfinden wird“, gibt Sak einen Ausblick auf noch kommende Veranstaltungen im Jahr 2021. An diesem Tag haben Kinder die Möglichkeit, ihren Eltern und Großeltern Geschichten vorzulesen. Die Veranstaltung soll dann auch auf dem Facebook-Kanal des Elternverbands live übertragen werden.

„Im vergangenen Jahr haben wir die Veranstaltung wegen Corona auch schon online durchgeführt und hatten bis zu 1000 Leute, die zugeschaut und den Geschichten der Kinder gelauscht haben“, zeigt sich der Vorsitzende begeistert. Er freue sich auch, wenn die Bildungsseminare, die der Verein durchführt, bald auch wieder in Präsenz durchgeführt werden können. „Diese Seminare sind bei den Eltern sehr gefragt. Gerade momentan spielen Themen wie die psychische Belastung für Kinder durch die Pandemie, eine große Rolle. Auch hier leisten wir Aufklärungsarbeit“, so der Vorsitzende.

Bisher versuche der Verein, durch den Mitgliedsbeitrag von zwei Euro und die Hilfe von Sponsoren seine Angebote zu finanzieren. „Wir sind auf Unterstützung von außen angewiesen, um diese wichtige Arbeit weiter fortführen und die Lesekompetenz bei den Kindern steigern zu können. Die Sprache ist das wichtigste Werkzeug fürs Leben“, ist sich der Vorsitzende sicher.

Solidaritätspreis: Noch bis Ende Juni Vorschläge einreichen

„Lesen fördern. Gesellschaft stärken.“ – das ist das Motto des 6. Solidaritätspreises von Freddy Fischer-Stiftung und NRZ. Es geht um Menschen, die sich darum kümmern, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Lesen lernen und Spaß dabei haben.

Die Preise sind mit 2000, 1000 und zweimal 500 Euro dotiert. Noch bis Ende Juni können Vorschläge aus der Region eingereicht werden – entweder per Mail an die NRZ mit dem Betreff „Solidaritätspreis“ an seitedrei@nrz.de, per Post an die Freddy Fischer Stiftung, Severinstraße 20, 45127 Essen, oder an die jeweilige NRZ-Lokalredaktion.