An Rhein und Ruhr. Umweltzonen, Fahrverbote und Co. Bringt das was, um vor Feinstaub zu schützen? Eine Expertin antwortet. Und hat auch gute Nachrichten.
Wir haben über Fahrverbote diskutiert, über Luftreinhaltepläne, über Umweltzonen. Was ist das eigentlich alles, das da durch die Luft fliegt? Und wie wirkt es sich auf unsere Körper aus? Dazu haben wir uns bei Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin und Expertin beim Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv), erkundigt. Und so viel sei an dieser Stelle verraten: Es gibt tatsächlich gute Nachrichten.
Das Lanuv überwacht in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich die Luftqualität. Die meisten der vier wichtigsten Luftschadstoffe haben sich in den vergangenen 40 Jahren reduziert. Vor allem beim Schwefeldioxid hat sich die Belastung enorm reduziert, während die Jahresmittelwerte beim Ozon eher eine steigende Tendenz aufweisen. Ein Überblick über die wichtigsten Luftschadstoffe, ihre Entwicklung und ihre Auswirkungen in der Rhein-Ruhr-Region:
Stickstoffdioxid kann Krankheiten befördern
135 Messstellen gibt es in NRW, die Stickstoffdioxid (NO2) überwachen. NO2 ist ein Gas, das hauptsächlich bei Verbrennungsprozessen – also zum Beispiel beim Autofahren – entsteht. In diesem Zusammenhang wurden in der Vergangenheit auch Fahrverbote in belasteten Innenstädten diskutiert. Stickstoffdioxid kann die Atemwege negativ beeinflussen und Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen, erläutert Expertin Birgit Kaiser de Garcia.
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Das Umweltbundesamt konkretisiert es: Stickstoffdioxid könne Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder die chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma befördern. In NRW nimmt die mittlere Jahresbelastung – der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m) – ab. Lag der Wert im Jahr 1981 bei 49 µg/m, waren es zehn Jahre später 37 µg/m und 20 Jahre später 28 µg/m. Die niedrigsten Werte gab es in den Corona-Jahren 2019 (22 µg/m) und 2020 (19 µg/m). Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 20 µg/m.
1981 gab es in der Region noch saueren Regen
66 µg/m3 betrug der Schwefeldioxidwert (SO2) noch im Jahr ‘81 an den Rhein-Ruhr-Messstationen. Damals trug der SO2-Ausstoß noch enorm zur Luftverschmutzung bei. Damals verursachte sie den „Sauren Regen“ und führte zum Waldsterben, schildert Birgit Kaiser de Garcia. Das Gas reizt die Augen und die Schleimhäute der Atemwege.
Heute wird SO2 kaum noch freigesetzt, im vergangenen Jahr wurden nur noch 5 µg/m3 gemessen. Allenfalls bei Störfällen wäre noch eine größere Beeinträchtigung denkbar, so die Expertin.
Feinstaub-Grenzwerte werden seit 2014 eingehalten
66 Stellen messen die Feinstaubbelastung PM10. Die minimalen Partikel gelangen durch Nase und Mund in die Lunge, wo sie nach Lanuv-Angaben bis in die Hauptbronchien oder Lungenbläschen transportiert werden können. Atemwegs- sowie Herz-Kreislauferkrankungen können die Folge sein.
Die damals hohe Feinstaub-Belastung führte zur Einführung der Umweltzonen. Dass der Grenzwert seit dem Jahr 2014 an allen Messstationen in NRW eingehalten wird, sei wohl auch ein Stück weit auf die Umweltzonen zurückzuführen, so die Lanuv-Sprecherin. Insgesamt aber sei der Beitrag des Straßenverkehrs zur PM10-Belastung gering. Nach einem Rückgang von 2018 bis 2020 nahm der Feinstaub-Jahresmittelwert im Jahr 2021 wieder leicht zu. Die Grenzwerte wurden jedoch eingehalten.
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Zum Feinstaub zählt auch zum Beispiel die Belastung durch Feuerwerke oder durch Saharastaub, der mit der Luftströmung nach NRW transportiert wird. Im vergangenen Jahr wurde an sechs Tagen der Saharasand erfasst – an diesen Tagen lag der Tagesmittelwert über 50 µg/m. Seit November 2021 misst das Lanuv die Konzentration des Saharastaubs.
Andere Werte sinken - Ozon-Wert steigt
43 µg/m3 betrug der Jahresmittelwert des Ozons an den Rhein-Ruhr-Messstationen im Jahr 2021. Und hiermit endet die Erfolgsgeschichte. Denn während alle anderen Werte sinken, steigt der Ozonwert im langjährigen Vergleich an. Den niedrigsten Wert gab es mit 18 µg/m3 im Jahr 1984, den höchsten mit 47 µg/m3 im Jahr 2020. Birgit Kaiser de Garcia hingegen relativiert diese Einschätzung, sie blickt auf die Grenz- und Alarmwerte und sieht dort einen „nicht so eindeutigen Trend der Belastung“. Denn die Anzahl der Tage mit höchster Warnstufe seien zurückgegangen.
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An den 27 Messstellen ist im vergangenen Jahr an drei Tagen der sogenannte Informationsschwellenwert von 180 µg/m überschritten worden. Im sonnenreichen Jahr 2020 waren es hingegen 14 Tage. Der Alarmwert von 240 µg/m wurde im vergangen Jahr nicht einmal überschritten. Ozon wirkt vor allem auf den Atemtrakt und kann bis in die feinsten Verästelungen der Lunge kriechen. Dadurch können Reizungen der Atemwege, Husten oder Kopfschmerzen ausgelöst werden. Bei einer hohen Ozonbelastung sollten körperliche Anstrengungen vor allem im Freien vermieden werden.