Manche Unternehmen in NRW haben inzwischen die vier Tage Woche eingeführt. In Belgien gibt es das auch. Das Modell hat aber große Nachteile.
Als das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Bürgerinnen und Bürger fragte, ob die belgische Vier-Tage-Woche auch in Deutschland eingeführt werden sollte, sprach sich die Mehrheit dafür aus. Bleibt die Frage, ob die Befragten tatsächlich wussten, was sich hinter eben diesem belgischen Modell verbirgt.
Denn dort wird die Arbeitszeit nicht reduziert, sondern die gleiche Fülle an Arbeit nur auf vier Tage verteilt. Pro Tag werden zehn Stunden gearbeitet. Hört sich vielleicht verlockend an, hat aber auch viele Nachteile. Man stelle sich vor, von montags bis donnerstags jeweils zehn Stunden zu arbeiten. Bleiben noch 14 Stunden am Tag – und noch notwendige Dinge wie Schlaf und Essen.
Arbeitszeitgesetz sieht aus gutem Grund acht Stunden pro Tag vor
Vor allem für Frauen könnte eine Vier-Tage-Woche eher ins Gegenteil abdriften, denn die Sorgearbeit, sprich Kindererziehung oder Versorgung von Angehörigen, kommt nach einem Zehn-Stunden-Tag meist immer bei ihnen noch oben drauf. Und was, wenn die Arbeit im belgischen Unternehmen noch nicht erledigt ist? Arbeite ich dann zwölf Stunden? Oder doch an meinem fünften, eigentlich freien Tag?
In Deutschland sieht das Arbeitszeitgesetz aus gutem Grund acht Stunden pro Tag vor, es gibt damit der Erholung der Arbeitnehmenden Raum. Und Ausnahmen wie ein Zehn-Stunden-Tag sind unter bestimmten Voraussetzungen durchaus möglich.
Sympathischer ist das isländische Modell
Das belgische Modell greift also zu kurz. Und doch ist ein gewisses Maß an Flexibilität unabdingbar. Das haben auch die Gewerkschaften erkannt. Die IG Metall hatte beim letzten Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie die Wahlmöglichkeit von Zeit oder Geld durchgesetzt – wer mag, bekommt zusätzliche acht freie Tage.
Sympathischer als das belgische ist das isländische Modell. Das aber wiederum dürfte für Unternehmen mehr Personal bedeuten, denn die Arbeit wird ja nicht weniger.