An Rhein und Ruhr. Schadet oder hilft eine Frauenquote der Gleichstellung? So sehen das unsere Leserinnen und Leser – und so eine Unternehmerin.

Seit August ist das zweite Führungspositionengesetzin Kraft. Demnach muss in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen in der Privatwirtschaft mindestens eine Frau in Vorständen mit mehr als drei Mitgliedern sein. Einer aktuellen Analyse der Personalberatung Russell Reynolds Associates legte der Anteil der Frauen im vergangenen Jahr um fast vier Prozentpunkte auf 19,1 Prozent zu. In unserem NRZ-Rollencheck wollten wir von Ihnen wissen, ob die Frauenquote der Gleichstellung schadet. 60 Prozent der insgesamt 885 Antwortenden waren nicht dieser Auffassung, knapp 40 Prozent aber schon. NRZ-Redakteurin Denise Ludwig sprach dazu mit Evelyne de Gruyter, Geschäftsführerin des Verbands der Unternehmerinnen (VDU).

Frau de Gruyter, Sie und der Verband der Unternehmerinnen sind pro Frauenquote. Warum?

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Freiwillige Regelungen brachten bisher keine signifikanten Veränderungen, obwohl Unternehmen, die Diversität nicht auf allen Ebenen etablieren, auf Dauer nicht konkurrenzfähig sind. Auch wenn die Quote ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit bedeutet, unterstützen wir eine verpflichtende Mindestbesetzung von Vorständen börsennotierter und mitbestimmter Unternehmen. Davon kann eine Signalwirkung für andere Führungsebenen und Unternehmen ausgehen.

Was aber tun Unternehmen, wenn sie keine Frau für den entsprechenden Posten finden – zum Beispiel, weil Frauen diese Führungsposition nicht übernehmen möchten?

Das immer wieder angeführte Argument, dass es in der Wirtschaft einfach nicht genug Frauen gäbe, die Interesse an einer Führungsposition haben, ist falsch. Unser Verband besteht nur aus Frauen in Führungspositionen.

Wer also wirklich hoch qualifizierte Frauen sucht, wird fündig. Falls nicht, sollte der Blick auf die eigenen Unternehmenskultur und Strukturen gerichtet werden. Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um gut ausgebildete weibliche Fachkräfte zu halten und den üblichen Braindrain (Verlust von Spitzenkräften, Anm. d. Red.) im Spagat zwischen Karriere und Familie zu vermeiden.

Braucht es eine europaweite Frauenquote?

Dass die neue Bundesregierung jüngst der europäischen Führungspositionsrichtlinie zugestimmt hat und somit Deutschlands langjährige Blockadehaltung endet, ist ein wichtiges Signal für die Gleichstellung in Europa. Wir begrüßen diesen längst überfälligen Schritt, mit dem neue Impulse gesetzt werden und der EU eine internationale Vorreiterrolle zukommen kann. Für Deutschland besteht kein Umsetzungsbedarf durch die Richtlinie, da mit FüPoG ll bereits ebenso wirksame Maßnahmen ergriffen wurden.

Wie kann man, abgesehen von der Quote, weitere Frauen für Führungsaufgaben in Politik und Wirtschaft begeistern? Woran mangelt es Ihrer Einschätzung nach?

Eine Mindestbesetzung allein wird nicht zu einer signifikanten Erhöhung von Frauen in Führungspositionen führen. Darüber hinaus müssen entscheidende strukturelle und wo nötig gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Frauen nicht länger benachteiligen oder steuer- und sozialversicherungsrechtliche Fehlanreize setzen und die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die faire Teilung von familiärer Sorgearbeit fördern.

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