An Rhein und Ruhr. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein gibt keine eigenen Impfdaten mehr heraus. KVNO-Sprecher Christopher Schneider erklärt die Hintergründe.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KVNO) hat mit der Schließung der Impfzentren zum 30. September sein Impfquoten-Monitoring eingestellt. Das bestätigte Sprecher Christopher Schneider auf NRZ-Anfrage. Die KVNO listet auf ihrer Homepage zwar noch die jeweiligen Impfzahlen aus den zugehörigen Kreisen und kreisfreien Städten auf, bezieht sich dabei aber seit Anfang Oktober auf die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI). Diese lassen sich neuerdings sowohl nach Altersklassen (12 - 17 Jahre, 18 - 59 Jahre, 60+) als auch dem Impfschutz (Erst-, Zweit oder Auffrischungsimpfung) unterteilen.

Zum Hintergrund: Die Daten aus den Impfzentren, Praxen und von Teilen der Betriebsärzte wurden laut Schneider zuerst an die Kassenärztlichen Vereinigungen geschickt und von dort aus ans RKI weitergeleitet. Mit der Schließung der Impfzentren fällt ein großer Teil der Impfungen, die von der KVNO erfasst werden, weg. „Die Impfzahlen fließen jetzt alle bundesweit einheitlich direkt ans RKI“, so Schneider. Auch die mobilen Impfungen in den Kommunen würden neuerdings direkt von den Stadt- und Kreisverwaltungen ans RKI übermittelt werden.

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Lediglich die niedergelassenen Haus- und Fachärzte schicken ihre Daten laut Schneider weiterhin zuerst an die KVNO. Da die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in den Prozess der Impfquoten-Erfassung „nicht mehr direkt eingebunden“ sei und aufgrund der eingeschränkten Datengrundlage habe sich die KVNO deshalb dazu entschieden, ihr eigenes Impfquoten-Monitoring einzustellen.

Bereits zuvor hatte die KVNO ihre Impfdaten immer mit dem Verweis veröffentlicht, dass nur die Impfungen in den Impfzentren, Hausarztpraxen und durch mobile Impfteams darin enthalten seien, nicht aber die Impfungen in den Krankenhäusern oder beispielsweise privatärztliche Impfungen.

Warum ist die Quote der Erstimpfungen beim RKI niedriger als bei der KVNO?

Die KVNO gab am 27. September für den Kreis Wesel eine Erstimpfquote von 72,9 Prozent an. Im Kreis Kleve lag der Wert bei 74,6. Das RKI, das über vollständigere Daten als die KVNO verfügt, gibt jedoch für den 4. Oktober eine Erstimpfquote im Kreis Wesel von lediglich 70,2 Prozent an. Auch im Kreis Kleve (73,2 Prozent) ist der Wert niedriger als bei der KVNO. Wie kann das sein?

Grund ist der Impfstoff von Johnson & Johnson, bei dem schon eine Impfung für den vollständigen Impfschutz ausreicht. „Die KVNO hat die Impfungen mit Johnson & Johnson sowohl den Erst- als auch den Zweitimpfungen zugeschlagen“, erklärt Miguel Tamajo, Leiter der Abteilung Datenanalyse bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Schließlich handle es sich de facto um eine Erstimpfung, die jedoch den gleichen Impfstatus wie eine Zweitimpfung habe.

Das RKI unterteilt die Impfungen hingegen in Erst- und Folgeimpfung und ordnet Impfungen mit Johnson & Johnson ausschließlich den Folgeimpfungen zu. Aus diesem Grund ist die Erstimpfquote beim RKI niedriger als bei der KVNO, obwohl das RKI im Gegensatz zur Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein eine vollständige Übersicht über alle Impfungen hat.

Warum veröffentlichen KVNO und RKI keine Impfquoten für Städte und Kreise?

Das Impfmonitoring des RKI ermöglicht eine ausführliche Übersicht über die absolute Zahl der Erst- und Zweitimpfungen in den jeweiligen Städten und Kreisen. Das RKI verzichtet jedoch - ähnlich wie zuvor auch die KVNO - bewusst darauf, die absoluten Zahlen in Impfquoten umzurechnen. Der Grund: „Bei den Zahlen handelt es sich um den Impf- und nicht um den Wohnort der Geimpften“, erklärt Tamajo. Lasse sich ein Duisburger zum Beispiel in Düsseldorf impfen, werde diese Impfung in Düsseldorf eingetragen.

Die Impfzahlen geben also lediglich an, wie viele Bürgerinnen und Bürger vor Ort in Duisburg geimpft wurden. Sie ermöglichen aber keine belastbaren Zahlen darüber, wie hoch die Impfquote in Duisburg ist. So hatten manche Impfzentren in NRW vor einigen Monaten bereits für alle Bürger aus Deutschland geöffnet, während andere lediglich Einwohner der jeweiligen Stadt impften. Auch bei Betriebsimpfungen wohnt ein gewisser Teil der Geimpften in der Regel nicht im direkten Umkreis der Firma, sondern zum Beispiel in einem Nachbarort.