An Rhein und Ruhr. Zahl der Intensivbetten ist wichtig, um zu wissen, wie viele schwer erkrankte Corona-Patienten behandelt werden können. Es gibt aber Unklarheit.

Wie viele Intensivbetten und Beatmungsmöglichkeiten gibt es in den nordrhein-westfälischen Krankenhäusern? Die Beantwortung dieser Frage ist wichtig, um zu wissen, welche Behandlungskapazitäten es für schwer erkrankte Corona-Patienten gibt und somit auch, ob eine Lockerung der Kontaktsperre zu verantworten ist. Allerdings gibt es derzeit statistische Irritationen.

Mitte März vermeldete die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) für Nordrhein-Westfalen 6136 Intensivbetten. Seitdem sind die Krankenhäuser eifrig bemüht aufzustocken. Im Kreis Kleve beispielsweise gibt es jetzt 90 Intensivbetten, rund 50 Prozent mehr als zu Beginn der Corona-Krise. „Unsere Mitgliedshäuser haben in den letzten Wochen intensivmedizinische Kapazitäten ausgebaut“, betont KGNW-Sprecher Mirko Ristau.

DIVI meldet lediglich 5670 Intensivbetten

Umso mehr verwundern die Statistik der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die ein Zentralregister für Intensivbetten führt. In diesem Zentralregister sind – Stand Freitagabend – für NRW nur 5670 Intensivbetten aufgeführt, von denen allerdings nur 2320 frei sind.  

Auch interessant

Der Krankenhausgesellschaft ist die Diskrepanz bewusst, dort ist man verwundert. Man sei derzeit mit der DIVI im Gespräch, „um eine gemeinsame Sichtweise auf die statistische Erfassung der Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin abzustimmen“, so Ristau.

Auch das Ministerium nennt andere Zahlen

Beim Landesgesundheitsministerium mutmaßt man, dass in der DIVI-Statistik möglicherweise eine bestimmte Betten-Kategorie, die sogenannte Intermediate Care, nicht auftaucht, was eine Sprecherin der Vereinigung allerdings verneint. Allerdings entsprächen die im Zentralregister erfassten Betten einer „engeren fachlichen Definition“ als die von der KGNW gemeldeten Zahlen, die generelle Kapazitäten abbildeten.

Auch interessant

Zugleich operiert auch das Landesgesundheitsministerium mit Zahlen, die sich von denen der KGNW und der DIVI unterscheiden. Eine Sprecherin des Ministeriums nannte der NRZ am Mittwoch die Zahl von 7502 Intensivbetten (Stand: 8. April) in NRW, während Minister Karl-Josef Laumann noch am Montag laut einem Agenturbericht von 6023 Betten sprach.

Nur 40 Prozent der Intensivbetten sind frei

Die Krankenhäuser waren mit Beginn der Krise aufgefordert worden, planbare Operationen zu verschieben. Trotzdem sind noch immer lediglich 40 Prozent der Intensivbetten frei. Das Ministerium weist allerdings darauf hin, dass eine Vielzahl von Erkrankungen eine intensivmedizinische Überwachung erforderten, beispielsweise Herzinfarkte. Zudem würden täglich Patienten beispielsweise aufgrund von Unfällen in die Krankenhäuser eingeliefert.

Jenseits der statistischen Irritationen stellt der KGNW-Sprecher aber klar, dass derzeit keine Versorgungsengpässe in Nordrhein-Westfalen drohen. „Die Versorgungssituation mit Intensivbetten ist in den NRW-Kliniken derzeit so gut, dass auch Patienten aus den Niederlanden oder Italien behandelt werden können“, so Ristau.