An Rhein und Ruhr. Viele Taten finden im Verborgenen statt, weiß Peter Sommerhalter vom Bündnis gegen Cybermobbing. Ein Thema bei seiner Arbeit: „Revenge Porn“.
Welche Abgründe sich bei Social Media auftun, kann Peter Sommerhalter vom Bündnis gegen Cybermobbing gut beurteilen. Der Verein bemüht sich seit Jahren Menschen dazu aufzuklären und für die Gefahren zu sensibilisieren, geht an Schulen, gibt Workshops und bietet eine erste Anlaufstelle für Betroffene. „Ich wünschte es gäbe mehr Organisationen gegen Cybermobbing und Unterstützung von Seiten der Politik.“
Experte: Täter und Täterinnen sind medienaffin
Mit einer Theorie möchte Sommerhalter aufräumen. „Wir brauchen kein Schulfach Medienkompetenz, um gegen Cybermobbing vorzugehen, wir brauchen Sozialkompetenz.“ Die schlimmsten Täterinnen und Täter seien äußerst medienaffin. „Den Täterinnen und Tätern schenkt Mobbing ein Gefühl der Macht.“ So habe sich das Werkzeug der Tat geändert, nicht aber die Ursache. „Früher wurde an die Klowand geschrieben, meine Mathelehrerin ist doof, heute wird ihr Foto auf ein Nacktbild montiert und bei WhatsApp verschickt.“
Auch die Polizei NRW beschäftigt sich mit dem Thema Cybermobbing. „Dabei handelt es sich um ein Tatphänomen, bei dem Menschen absichtlich und systematisch über einen längeren Zeitraum mit Hilfe digitaler Endgeräte belästigt, bedroht, bloßgestellt und ausgegrenzt werden“, so die Pressestelle der Polizei NRW. Das Problem: Es gibt keine Möglichkeit die Anzahl der Cybermobbing-Fälle nachzuvollziehen. „Das Tatphänomen Cybermobbing ist kein Auswertungsschwerpunkt im Landeskriminalamt NRW“, bestätigt die Polizei.
Bei harten Fällen von Cybermobbing: Beweise sichern und zur Polizei
Viele Taten fänden im Verborgenen statt, wobei betroffene Frauen sich eher Hilfe suchen würden, weiß Experte Sommerhalter. Ein großes Thema bei seiner Arbeit: sogenannter „Revenge Porn“, Aufzeichnungen sexueller Handlungen die ein Ex-Partner aus Rache veröffentlicht. Oft helfe dann nur die Flucht nach vorn: „Betroffene sollten mit ihrem Umfeld darüber sprechen.“
Was bei Cybermobbing zu tun ist, hängt laut Sommermann von der Form ab. Bei Beleidigungen und Sticheleien im Netz rät der Experte zur Ruhe. „Bloß keine verletzten Gefühle zeigen, das stachelt Täter nur an. Ignorieren oder im Zweifel kein Instagram nutzen.“ Bei harten Fällen helfe nur eins: „Sichern sie Beweise und gehen sie mit den Screenshots zur Polizei.“
- Wenn Sie selbst Opfer von Mobbing geworden sind und Rat und Hilfe suchen, können Sie sich an das Bündnis gegen Cybermobbing wenden: www.buendnis-gegen-cybermobbing.de oder per Telefon unter 0721-981 929 10.
- Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800/ 1110111 oder 0800/1110222. Die Anrufe sind kostenlos, die Nummern sind rund um die Uhr zu erreichen.
- Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet im Internet einen Selbsttest, Infos und Adressen zum Thema Depression an. Im Online-Forum können sich Betroffene und Angehörige austauschen. Für Jugendliche gibt es ein eigenes Forum