Was die Energiewende mit dem Krieg in der Ukraine zu tun hat und was wir daraus lernen sollten. Eine Kolumne.

Es gibt kein wichtigeres Thema als den Klimawandel! Davon waren wir überzeugt, als wir Ende 2021 diese Serie beschlossen. Bei „Feuerpause“ dachten auch wir eher an eine Ölheizung außer Betrieb als an Krieg mitten in Europa. .

Es scheint, es gäbe jetzt Wichtigeres als den Klimawandel: Das Überleben der Menschen in der Ukraine, die Versorgung mit den Flüchtenden, die Suche nach einem Ausweg , möglichst bevor ein Kernkraftwerk getroffen wird oder der Wahnsinn völlig eskaliert.

Der Krieg und der Klimawandel

Und doch hat dieser Krieg mit dem Klimawandel zu tun. Wir merken es an der Tankstelle, bei den Gaspreisen, bei unserer Abhängigkeit von Rohstoffen, die uns zum Mitfinanzier des Krieges machen. Eine verhängnisvolle Verflechtung, die nicht erst mit Schröder begann, sondern – Sie konnten es in der NRZ vor 50 Jahren lesen – mit den Röhrengeschäften in den 70er Jahren. Damals dachte man: Handel bringt Wandel, bringt Tauwetter im Kalten Krieg. Wer wirtschaftlich miteinander verflochten ist, schießt nicht aufeinander. Eine Illusion, die die Regierungen Europas kurz vor dem Ersten Weltkrieg schon einmal hatten.

Wenn es jetzt schon für uns eine Lehre geben kann aus dem Konflikt in der Ukraine, dann diese: So schnell wie möglich heraus aus der Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. Wer 100 Milliarden Euro für die Wiederaufrüstung der Bundeswehr locker machen kann, muss auch in der Lage sein, die Mehrkosten dieser Trennung abzufangen.

Und dies nicht durch simplen Wechsel der Anbieter. Mit einer Abhängigkeit bei Gas von den Niederlanden und Norwegen könnte jeder noch gut schlafen. Aber schon man Gaslieferungen aus den USA reicht der Gedanke an den nächsten irrlichternden Präsidenten und wirre Embargo-Ideen.

Keine netten Partner

Und beim Öl? Die allermeisten OPEC-Länder sind ähnlich lupenreine Demokratien wie Putins Russland. Keine netten Partner. Der Berliner Komiker Mark-Uwe Kling hat vor ein paar Jahren mal gesagt: „Wenn wir in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.“

Deswegen ist jedes neue Windrad ein gestreckter Mittelfinger gegen die Abhängigkeit von der Willkür zweifelhafter Lieferanten, jede Photovoltaikanlage spiegelt unseren Willen zur Unabhängigkeit. Jede Wärmepumpe lässt ruhiger schlafen. Und bis dahin: Was war noch mal falsch an dem zu Unrecht vergessenen Spruch, dass Energie sparen unsere beste Energiequelle ist?

Und wenn schon morgen der erste pannensichere Fusionsreaktor ans Netz gehen kann, umso besser: Ich finde eine Landschaft ohne Windräder auch schöner. Das Gute ist: Sollten sie überflüssig werden, lassen sie sich recht folgenlos und ohne Ewigkeitskosten und Endlager wieder abbauen.

Eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland wird nicht die Welt retten – aber sie zeigt, dass ein Leben in Freiheit und Wohlstand möglich ist, ohne von der Willkür fremder Länder abhängig zu sein. Das wäre ein äußerst erfolgreiches Exportmodell und würde auch das politische Klima weltweit verändern. Daher: Es gibt kein wichtigeres Thema als diesen Klimawandel.