Kreis Viersen/Herkenbosch. Vier Tage bekämpften Feuerwehrleute aus NRW einen Großbrand in Naturschutzgebieten an der niederländischen Grenze. Jetzt ist das Feuer gelöscht.
Nach vier Tagen Feuerwehr-Großeinsatz sind die tückischen Wald- und Heidebrände in den Naturschutzgebieten an der niederländischen Grenze bei Roermond gelöscht. „Es gibt keine offenen Feuer mehr“, berichtete der Kreis Viersener Brandmeister Rainer Höckels an diesem Freitag (24. März 2020) gegen 18 Uhr. Die Einsatzkräfte hätten auch keine Glutnester mehr im Boden aufsprüen können.
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Mehr als 1600 Feuerwehrleute aus ganz Nordrhein-Westfalen sowie den Niederlanden waren seit Montag diesseits und jenseits der Grenze im Einsatz gewesen. Die Flammen hatten auf einem Gelände von knapp 200 Hektar gewütet. Vor allem der niederländische Nationalpark De Meinweg war stark betroffen. Wegen dichter Rauchwolken hatte der Grenzort Herkenbosch mit seinen 4200 Einwohner zwischenzeitlich evakuiert werden müssen.
Vollständig beendet ist der Feuerwehr-Einsatz aber noch nicht. In den nächsten Tagen wird es noch Brandwachen geben – ab dem Wochenende dann von lokalen Kräften aus der Gemeinde Niederkrüchten. Viersens Landrat Andreas Coenen dankte allen Feuerwehrleuten wie Helfern und hob die gute Kooperation mit den Niederlanden hervor. Das betroffene Gebiet darf diesseits und jenseits der Grenze von Spaziergängern zunächst nicht betreten werden. Wie der Kreis Viersen mitteilte, gilt das Betretungsverbot auf deutscher Seite für den Elmpter Wald südlich der A 52 bis zum 8. Mai.
Großbrand könnte erhebliche Schäden bei Insekten angerichtet haben
Betroffen von den Bränden im Grenzgebiet war auf niederländischer Seite vor allem der Nationalpark „De Meinweg“. Auf deutscher Seite der angrenzende Naturpark Schwalm-Nette – und da unter anderem das Naturschutzgebiet Lüsekamp und Boschbeek bei Niederkrüchten. Die Landschaft ist ein bunter Mix vor allem aus Kiefernwäldern sowie feuchter und trockener Heide.
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„Sorgen machen wir uns wir vor allem um die grenzüberschreitende Kreuzotter-Population“, sagte Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen auf Nachfrage der Redaktion. Noch sei es aber zu früh, um sagen zu können, inwieweit die Population Schaden genommen habe. Bei Heidelerche und Schwarzkehlchen dürften sich die Elternvögel vor den Flammen gerettet haben: „Die Brut aber ist verloren“, sagte Biologe Reichmann. Es bestehe aber Hoffnung auf eine Zweitbrut. Erhebliche Schäden könnten die Brände aber auch bei einigen Insektenarten anrichten: „Da könnte eine ganze Generation ausfallen.“
Diese Insekten würden dann dem jetzt heimkehrenden Ziegenmelker als Nahrung fehlen. Diese Vögel gelten als besonders Highlight in der Region und stehen auf der Liste der bedrohten Arten.Reichmann befürchtet durch die Brände aber „keinen Knock-Out“ für die Ökosysteme. Gerade die Heide erhole sich schnell. Zur Landschaftspflege werde sie von den Biologen ja ohnehin immer wieder in Abschnitten abgebrannt – das aber im Winter und kontrolliert.
Die schlimmsten Waldbrände der vergangenen Jahrzehnte
Der Brand im Grenzgebiet ist nicht der einzige in NRW in den vergangenen Tage. In Wenden (Kreis Olpe), an der Grenze zwischen Sauer- und Siegerland, hatte ein Feuer am Montag über 30.000 Quadratmeter zerstört. Bei einem Brand bei Gummersbach im Bergischen Land gingen fast zeitgleich mindestens 25 Hektar verloren. Über 200 Feuerwehrleute waren dort im Einsatz, über 20 Kleinwaldbesitzer sind betroffen.
Zudem standen in Heimbach (Kreis Düren) in der Eifel am Montagabend zeitweise fünf Hektar Wald auf einem Berg in Flammen. Rund 100 Feuerwehrleute bekämpften den Brand, zeitweise musste eine Landstraße gesperrt werden. In Heimbach brannte ein Mischbestand aus Eiche und Kiefer. Funkenflug ist ebenso wie zufällige Selbstentzündung (etwa durch Munition aus dem 2. Weltkrieg) ist dort unwahrscheinlich.
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„Waldbrände in dieser Größe und dieser Häufigkeit hatten wir in Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahrzehnten nicht gehabt“, sagte Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz. Oft beschränkt sich das Feuer bei Waldbränden auf die Bodenvegetation. „Hier hat der Wind aber dafür gesorgt, dass der Wald bis in die Wipfel brannte – ein Vollbrand“, erklärt Blaschke. Die betroffenen Forstbereiche seien somit tot.
Waldbrandgefahr in NRW wird nicht kleiner
Blaschke weist zudem daraufhin, dass angesichts der Corona-Pandemie und der Schutzauflagen besonders viele Menschen Erholung in den Wäldern suchen. Der Wald-und-Holz-Sprecher bittet um besondere Achtsamkeit: „Spaziergänger sind unsere besten Waldbrandmelder.“ Zugleich gelte es aber auch, besonders vorsichtig zu sein und selbst keinen Brand auszulösen.