Im Rheinland. Bei fast 30 Grad hatten zwei Männer einen Zwergspitz im unbelüfteten Anhänger transportiert. Eine Weitereise hätte das Tier wohl nicht überlebt.

Verschwitzt, dehydriert, kot-verklebt und völlig apathisch: In diesem Zustand haben Autobahnpolizisten einen vier Monate jungen Zwergspitz an der Raststätte Siegburg an der A 3 sichergestellt. Wie die Polizei Köln an diesem Montag (29. Juni 2020) berichtete, hatten zwei Männer (23 und 26 Jahre) den Welpen im geschlossenen und unbelüfteten Anhänger ihres Mercedes Sprinter von Frankfurt aus kommend transportiert - bei Außentemperaturen von fast 30 Grad.

Die Polizei spricht von einem "Illegalen Tiertransport". Ein herbeigerufener Tierarzt kam zu dem Schluss, dass der kleine Hund eine Weiterreise in seiner Transportbox "mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt" hätte. Mitarbeiter des örtlichen Tierheims nahmen den entkräfteten Welpen in Quarantäne.

Unter tierquälerischen Bedingungen gezüchtet

Die Polizisten untersagten den beiden aus Südosteuropa stammenden Männern einstweilen die Weiterfahrt in ihrem Sprinter. Sie hatten offenkundig Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten, jedenfalls war nichts dokumentiert. Die Männer mussten fast 3000 Euro Sicherheitsleistung hinterlegen.

Völlig erschöpft: der kleine Zwergspitz. Im Tierheim Siegburg wird er jetzt wieder aufgepäppelt.
Völlig erschöpft: der kleine Zwergspitz. Im Tierheim Siegburg wird er jetzt wieder aufgepäppelt. © Unbekannt | Unbekannt

Der Deutsche Tierschutzbund warnt aktuell davor, dass dubiose Züchter und Händler davon profitieren wollen, dass in der Corona-Krise die Nachfrage nach Haustieren gestiegen ist. Für den illegalen Handel werden vor allem Hunde unter tierquälerischen Bedingungen gezüchtet, im Internet angeboten, quer durch Europa transportiert - um dann ohne Vermittlungsgespräch verkauft zu werden.

84 Fälle von illegalem Heimtierhandel in 2018

Immer wieder stoppen Behörden illegale Tiertransporte. Im Jahr 2018 hat der deutsche Tierschutzbund aufgrund einer Medienauswertung bundesweit 84 Fälle von illegalem Heimtierhandel mit insgesamt 989 Tieren registriert. Bei 87% der Transporte habe es sich um Hunde gehandelt. Die Tierschützer gehen aber von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Eine Auswertung für 2019 ist noch in Arbeit, erklärte eine Sprecherin des Tierschutzbundes auf Nachfrage der Redaktion.

Die Polizei hatte bundesweit zuletzt von mehreren Fällen berichtet, unter anderem in Nordrhein-Westfalen. Vor gut drei Wochen (9. Juni 2020) beispielsweise waren Beamte in Lemgo (Kreis Lippe) von Zeugen zu einem Supermarkt-Parkplatz gerufen wollen, weil dort offenbar Hunde aus einem Auto heraus verkauft wurden. Bei zwei Männern aus der Ukraine wurden vier etwa vier Wochen junge Chihuahua-Welpen sowie eine Nacktkatze sichergestellt. Weitere Fälle von illegalem Welpenhandel wurden in diesem Monat aus Hasslach (Baden-Württemberg) und Berlin gemeldet.