An Rhein und Ruhr. Als „Premium-Bio“ werden Demeter-Produkte gerne geführt. Aber sind sie wirklich das „bessere Bio“? Und warum gibt es Kritik am Demeter-Verband?

Produkte aus biologischem Anbau liegen bei Verbrauchern immer mehr im Trend – und unter den großen ökologischen Anbauverbänden, ist Demeter neben Bioland und Naturland einer der größten. Demeter-Produkte finden sich mittlerweile auch in großen Supermärkten, etwa bei Kaufland oder Rewe.

Aber ist Demeter wirklich das „bessere Bio“, als das es oft gesehen wird? „Für mich ist Demeter das konsequenteste Bio“, sagt Ruth Laakmann, Betriebsleiterin des Demeter-Betriebes Schanzenhof in Alpen. Damit möchte sie die anderen Bioverbände wie Bioland und Naturland allerdings nicht abwerten. „Aber wir haben noch einige Vorgaben mehr“, erklärt sie.

Strikte Regeln zur ökologischen Landwirtschaft

Und zweifelsohne geht Demeter, wenn es um Richtlinien geht, weit über das „normale“ EU-Biosiegel hinaus. Es gibt strikte Vorgaben zu Pflanzenschutzmitteln. Produkte mit dem Demeter-Siegel dürfen weit weniger Zusatzstoffe erhalten, als solche mit dem Biosiegel. Kühe dürfen nicht enthornt werden, alle Tiere bekommen mehr Fläche, als beim EU-Biosiegel vorgesehen.

Zudem wird zu 100 Prozent mit Biofutter gearbeitet, von dem die Hälfte vom eigenen Hof kommen muss. Und die Tiere sollen möglichst häufig raus auf die Weide. Das Einhalten dieser Vorgaben wird regelmäßig kontrolliert. „Alle Demeter-Betriebe erhalten einmal jährlich die kombinierte Bio- und Demeter-Kontrolle“, erklärt der Demeter-Verband auf Anfrage der Redaktion.

Schmähpreis, Kritik und Probleme

Trotzdem gibt es Kritik. Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (kurz GWUP), ein Verein von Wissenschaftlern, Journalisten und wissenschaftlich interessierten Laien, hat Demeter 2018 mit dem satirischen Schmähpreis „Das goldene Brett vorm Kopf“ bedacht. Weil die Demeter-Landwirte „biodynamische Präparate“ ausbringen, für deren Wirksamkeit der wissenschaftliche Beleg fehlen würden. „Wer Demeter-Produkte kauft, meint wohl oft, der Umwelt etwas Gutes zu tun – in Wahrheit wird damit ein vorwissenschaftlich-magisches Weltbild gefördert, mit fragwürdigen Ritualen, willkürlich erfunden vom Esoteriker Rudolf Steiner“, hieß es in der Begründung für die Preisverleihung.

André Sebastiani, Mitglied der GWUP und Autor des Buches „Anthroposophie – eine kurze Kritik“ hat sich auch mit der Demeter-Landwirtschaft beschäftigt. „Das ist eigentlich Bio plus Magie“, bringt er die Kritik an der biologisch-dynamischen Landwirtschaft auf den Punkt. Er sieht an einigen Stellen arge Probleme, zum Beispiel bei der Vorgabe, Tiere vorwiegend mit homöopathischen Mitteln zu behandeln. „So wie es in der konventionellen Landwirtschaft kritisch ist, wenn Antibiotika übertrieben zum Einsatz kommen, so kritisch ist es auch, wenn Tiere, die sie bräuchten, Antibiotika nicht bekommen und mit Scheinmedizin behandelt werden“, erklärt er. Auch Praktiken wie die Arbeit mit den Präparaten sieht er kritisch – auch wenn diese, so sagt er selbst, keinen unmittelbaren Schaden anrichten.

„Man kann daran glauben oder nicht“

Demeter-Landwirtin Ruth Laakmann vom Alpener Schanzenhof sieht den Einsatz der speziellen Präparate eher aus einem pragmatischen Blickwinkel. „Man kann daran glauben oder nicht“, sagt sie. Für sie ist die Arbeit mit Präparaten ähnlich wie Homöopathie. „Man versucht, mit Basis von Pflanzen dem Boden etwas zurückzugeben“, sagt sie. Und sie glaubt, dass es funktioniert, auch wenn man vielleicht naturwissenschaftlich das Warum nicht genau erklären kann.

Produkte mit dem Demeter-Siegel findet man nicht nur in Bioläden, sondern mittlerweile auch in Supermärkten – etwa bei Rewe, Kaufland oder Edeka.
Produkte mit dem Demeter-Siegel findet man nicht nur in Bioläden, sondern mittlerweile auch in Supermärkten – etwa bei Rewe, Kaufland oder Edeka. © WAZ FotoPool | MATTHIAS GRABEN

Dass man deswegen wissenschafts- oder technikfeindlich wäre, wie einige Kritiker den Demeter-Landwirten vorwerfen, bedeutet das für sie allerdings nicht. „Wir haben gerade beispielsweise ein Experiment, bei dem wir mit Dronen arbeiten“, erzählt sie. Hightech und Weiterentwicklung auf dem Bauernhof gibt es also auch bei Demeter-Betrieben. Und auch die biologisch-dynamische Landwirtschaft werde wissenschaftlich überprüft, sagt die Demeter-Landwirtin.

André Sebastiani nimmt allerdings an, dass es sich dabei meist um Studien von anthroposophischen Hochschulen handelt, die der Demeter-Landwirtschaft nahestehen. „Meines Wissens nach, wird das außerhalb anthroposophischer Kreise einfach nicht ernst genommen. Die Behauptungen sind derartig abwegig, dass aus dem konventionellen Bereich kaum jemand auf die Idee kommen würde, das zu untersuchen“, sagt er.

Höhere Preise für besondere Bio-Produkte

Aber muss es Verbraucher interessieren, ob Landwirte esoterischen Ideen nachhängen oder „Homöopathie für den Boden“, wie Demeter die Arbeit mit den speziellen Präparaten selbst nennt, betreiben? Für Rewe, wo es seit dem vergangenen Jahr Demeter-Produkte zu kaufen gibt, scheint das zumindest keine große Rolle zu spielen. Man würde, so heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens, auf die Qualität der Produkte und die hohen Bio- und Tierwohlstandards achten. Und die sind vorhanden. Aber „die konkrete landwirtschaftliche Praxis der Erzeuger“ sei für die Entscheidung zur Kooperation mit Demeter „unmaßgeblich“ gewesen.

Was für die Verbrauer allerdings maßgeblich sein dürfte, ist der Preis. Und der liegt bei Demeter-Produkten häufig über denen anderer Bio-Siegel. Und dafür sieht André Sebastiani praktische Gründe: Zum einen würden Demeter-Landwirte durch ihre Wirtschaftsweise auf Erträge auf dem Feld verzichten, zum anderen würde die Präparate-Arbeit einen teils erheblichen Mehraufwand bedeuten, erklärt er. „Und das muss man mitbezahlen.“

Die Preise unterscheiden sich teilweise deutlich. Beispiel Bio-Joghurt. Die Hausmarke im lokalen Supermarkt gibt es für 84 Cent, Bioland-Produkte kosten 1,39 Euro und der Demeter-Joghurt 1,59 Euro. Das wiederum könnte aber auch daran liegen, dass Milchproduzenten bei den Bio-Verbänden besser bezahlt werden. „Biomilch für einen Euro pro Liter im Supermarkt geht eigentlich nicht“, sagt Demeter-Landwirtin Ruth Laakmann. Am Ende muss der Verbraucher entscheiden, wofür er sein Geld ausgeben möchte und ob ihm die Produkte mit dem Demeter-Siegel oder der anderen Bio-Siegel einen Aufpreis wert sind.

>>>Demeter: Einer der größten Bio-Verbände

6000 Betriebe in mehr als 60 Ländern gehören zu Demeter – davon rund 1500 in Deutschland und etwa 110 in Nordrhein-Westfalen. Die Bandbreite reicht hier von der Imkerei bis hin zum kompletten Bauernhof.

Neben Bioland und Naturland ist Demeter damit eine der drei größten Verbände für ökologische Landwirtschaft in Deutschland.