Düsseldorf. Im Interview mit drei Kinderreportern erzählt Hendrik Wüst von seinem Lieblingsessen und seiner Arbeit. Und was er sich vom Sams wünschen würde.
„Oh, ich hab meine Maske vergessen“, fällt Noah kurz vor dem Eingang der Staatskanzlei ein. Die Fragen fürs Interview hat der Neunjährige aber gut verstaut, in einer bunten Bauchtasche. Noah will Hendrik Wüst, den NRW-Ministerpräsidenten, mit witzigen Entweder-Oder-Fragen löchern, jetzt, wo er schon mal hinein darf in die ehrwürdige Staatskanzlei am Düsseldorfer Orionplatz. Gemeinsam mit Antonia (13) und Paula (11) hat sich der Kinderreporter gut aufs Gespräch mit dem Regierungschef vorbereitet. „Ich bin ganz schön aufgeregt“, gibt der Schüler aus Moers zu.
Über die Treppe in den dritten Stock
Ein paar Minuten später hält Noah eine neue OP-Maske in der Hand, ein aufmerksamer Polizist am Einlass hat sie für ihn herausgesucht. Dann heißt es: Treppen steigen, hinauf in den dritten Stock. Vorbei an Staubschutzwänden aus Plastik und vielen Absperrungen, die davon zeugen, dass in manchen Teilen der Staatskanzlei gerade die Handwerker regieren und nicht der Ministerpräsident.
Hendrik Wüst begrüßt die Kinder im blauen Anzug, gut gelaunt und mit der Corona-typischen Faust, dann dürfen Antonia, Paula und Noah auf dem cremeweißen Sofa Platz nehmen, direkt vor den drei wichtigen Fahnen: EU, Deutschland, Nordrhein-Westfalen. Getränke? Noah nimmt eine Apfelschorle und sagt forsch, als der Regierungschef hilfsbereit zum Flaschenöffner greift: „Ich kann sie mir selber aufmachen.“
Bei Rüttgers, Kraft und Laschet
Es hat schon Tradition, dass die Kinderredaktion der NRZ zu Besuch beim NRW-Ministerpräsidenten ist. Vor zwölf Jahren besuchte ein Kinderteam Jürgen Rüttgers (CDU), der damals noch im gläsernen Stadttor residierte. Im Oktober 2011 interviewten fünf Kinderreporter dann Hannelore Kraft (SPD). 2018 empfing Armin Laschet schließlich vier Kinder in seinem Büro am Rhein.
Nun also Hendrik Wüst, der seit dem 27. Oktober im Amt ist und schon nach wenigen Interview-Minuten amüsiert feststellt, dass Kinder so ganz andere Fragen stellen als erwachsene Journalisten. Antonia will zum Beispiel wissen, was sein Lieblingsessen ist („Rindsrouladen“), sein Lieblingssport („Handball“) und seine Lieblingsmusik („Alles von Queen mag ich gerne“).
Erst Lokomotivführer, dann Anwalt
Auf Paulas Frage nach seinem ersten Berufswunsch antwortet der 46-jährige Anwalt: „Lokomotivführer“ – und auf ihre Frage nach Angela Merkel, dass die Ex-Kanzlerin einen „hintersinnigen, verschmitzten Humor“ habe und man mit ihr „auch mal ein Späßchen“ machen könne.
Die drei Kinderreporter haben auch ernsthafte Fragen im Gepäck, es treibt sie um, dass viele Schülerinnen und Schüler durch den wochenlangen Distanzunterricht abgehängt wurden und nun große Rückstände aufzuholen haben. Antonia will wissen, warum das Land NRW nicht genügend Geld gibt, damit für sämtliche Schulklassen Luftfilter angeschafft werden können. Und Paula fragt, ob es wieder einen Lockdown oder Homeschooling geben werde. Hendrik Wüst antwortet: „Wir müssen alles tun, um einen Lockdown zu vermeiden. Und wir müssen alles tun, damit die Schulen und Kitas offenbleiben.“
Bewegung kommt gerade zu kurz
Endlich kann auch Noah seine Entweder-Oder-Fragen zücken, es platzt richtig aus ihm heraus: „Sport oder Couch?“ „Sport“, erwidert der schlanke Regierungschef, der kurz zuvor von seinem „Deskbike“ erzählt hat. Dieses Schreibtischfahrrad steht nur ein paar Meter weiter in seinem lichtdurchfluteten Büro, es ist eine Kombination aus Stuhl und Rad. „Für Bewegung an der frischen Luft habe ich im Moment nämlich nur wenig Zeit“, bedauert Wüst.
„Salat oder Fleisch?“, „Ketchup oder Mayo?“, „Junge oder Mädchen?“ Noah fragt munter weiter. „Ich bin stolzer Papa eines kleinen Mädchens“, sagt Hendrik Wüst, der die Entweder-Oder-Fragen sichtlich gut findet. Nur bei „BVB oder Schalke?“ spielt er das Spiel nicht mit. Da lautet die Antwort: „Köln!“
Das Interview der Kinderreporter mit Hendrik Wüst lesen Sie im Wortlaut hier.