Essen. Mehrere Musiker fühlten sich an dem Strand am Ruhr-Stausee bereits pudelwohl. Holger Walterscheid erklärt, was den Ort so besonders macht.
Die kleinen Wellen des Baldeneysee schlagen geräuschlos an die Stein-Begrenzung der Terrasse, auf der wir sitzen. Bis auf eine kleine Gruppe von Kindern, die Teil eines Feriencamps sind, und wenigen Mitarbeitern ist das 65.000 Quadratmeter große Areal des Seaside Beach menschenleer. Die passende Zeit also für ein Interview mit Inhaber Holger Walterscheid. Lucas Bayer und Pascal Conrads haben mit ihm gesprochen. Kaffee in die Tassen, los geht`s.
Herr Walterscheid, was verbinden Sie mit der Ruhr?
Gerade in den vergangenen Jahren auf jeden Fall eine Arbeitsstelle, weil wir hier seit einiger Zeit den Seaside betreiben. Wenn ich die Ruhr davon losgelöst betrachte, verbinde ich damit Naherholung und Entspannung.
Welche Vorteile hat der Seaside Beach im Vergleich zu anderen Freibädern oder Erholungsstätten?
Hier gibt es einen super schönen Sandstrand und die Besucher liegen direkt an der Ruhr. Bei gutem Wetter kommt Urlaubsstimmung auf.
Ihr Betrieb lebt sozusagen von der Ruhr?
Für den Normalbetrieb auf jeden Fall. Wenn ich Erholung suche, möchte ich ja nicht direkt an einer Autobahn oder einer S-Bahn-Strecke sitzen, wo alle fünf Minuten jemand vorbei düst.
Sie bieten so etwas wie Urlaub in Essen an?
Genau, also man ist ja relativ schnell hier, ob nun aus der Innenstadt oder den herumliegenden Städten. Nach Holland fahre ich ja dann ein ganzes Stück länger.
Was suchen die Leute hier?
An sich wirklich Entspannung. Vielleicht auch mal Zeit finden zum Durchatmen: Mit einem Bierchen oder Aperol Spritz auf einer Sonnenliege zu sitzen und ja, die Seele baumeln zu lassen. Solche Sachen, die man im klassischen Sommerurlaub macht.
Wie viele Gäste kommen im Jahr?
Das variiert stark, je nachdem wie das Wetter so ist. Im Normalbetrieb, ohne die Konzerte, bewegen wir uns so zwischen 60.000 bis 90.000 Besuchern pro Jahr.
Sind das Stammkunden oder kommen immer wieder andere Leute zu Ihnen?
Es gibt schon Gäste, die seit fast 15 Jahren an derselben Stelle liegen. Es kommen aber immer wieder Neue dazu, die auch mal von weiter weg kommen und einen Tagesausflug an den Baldeneysee machen.
Wie läuft für Sie der Sommer 2019 bislang?
Der April war fürs Frühjahr schon echt gut. Leider hatten wir einen katastrophalen Mai, der so schlecht war wie seit ungefähr 15 Jahren nicht mehr. Der Juni war gut, der Juli hingegen ein wenig durchwachsen. Also an sich haben wir einen normalen deutschen Sommer, der schon eher in die bessere Richtung geht.
In diesem Sommer musste die Badestelle am Baldeneysee für ein paar Tage schließen, weil ein Frühwarnsystem zur Wasserqualität angeschlagen hatte. Worin liegt das Problem?
Probleme mit der Wasserqualität gibt es an sich gar nicht, sondern das ist der EU-Baderichtlinie geschuldet. Es hat nämlich ein Forschungsprojekt gegeben, in dem man festgestellt hat: Wenn bestimmte Regenmengen überschritten sind, dann kann es zu einer Verunreinigung des Wassers kommen. Kann, muss aber nicht. Daraus ist dann die Regel abgeleitet worden: Wenn diese Regenmenge überschritten ist, muss die Badestelle erst einmal geschlossen bleiben. Dann wird eine Probe genommen und bis die Ergebnisse da sind, kann es bis zu fünf Tage dauern. Das Ganze ist also erst einmal nur eine bloße Annahme.
Finden denn auch so regelmäßig Prüfungen statt oder nur in dem Regenfall?
Es wird auch so oft geprüft. Die Besucher können sich schon sicher sein, dass die Wasserqualität stimmt. Sonst wäre der Bereich auch nicht freigegeben.
In den vergangenen Wochen gab es in mehreren Freibädern Konflikte zwischen Besuchern, beispielsweise im Düsseldorfer Rheinbad. Gab es bei Ihnen auch schon Zwischenfälle?
Nein, also wir haben zwar auch einen Sicherheitsdienst hier vor Ort. Aber das sind meistens nur ein oder zwei Personen. Ich kann mich im Verlauf der vergangenen 15 Jahre nicht dran erinnern, dass wir da irgendwie Probleme hatten. Also selbst wenn wir so Großveranstaltungen haben wie ein Smag Sundance mit einer Masse von 13.000 Menschen, das verläuft sehr entspannt.
Sie haben es gerade schon angesprochen. Sie veranstalten auch große Konzerte auf dem Gelände. Casper & Materia, Mark Forster und die Fantastischen Vier kommen unter anderem noch in diesem Jahr. Wie viel Arbeit ist vor diesen Veranstaltungen nötig?
Zum Glück sind es ja nicht unsere ersten Konzerte. Insofern wissen wir bedingt was uns erwartet. Es ist natürlich trotzdem immer wieder eine Herausforderung, weil wir beispielsweise viel mehr Personal brauchen.
Wie schaffen Sie es eigentlich, so große Künstler zum Seaside Beach zu bekommen?
Dafür ist schon viel Vorarbeit nötig. Essen ist jetzt nicht der typische Konzertstandort. Bei den Künstler oder Booking-Agenturen ist hier in der Umgebung Köln, Dortmund oder Oberhausen ein Begriff. Essen leider nicht. Weil wir aber mit ausverkauften Konzerten von Cro, Rea Garvey und den Fantastischen Vier angefangen haben, sind die Booking-Agenturen auf uns aufmerksam geworden und haben gemerkt: Der Standort funktioniert gut, da er mitten im Ruhrgebiet liegt und ein riesiges Einzugsgebiet hat. Aber auch die Künstler kommen ziemlich gerne hier hin, weil die Atmosphäre fast einmalig ist. Vor zwei Jahren haben die Fantastischen Vier hier auf der Terrasse direkt am Wasser gesessen und waren begeistert. Auch bei den Konzerten, wenn dann noch bis zu 300 Segelboote auf dem Baldeney-See liegen ist das für die Künstler eine tolle Sache.