Am Niederrhein. Einen der jungen Seeadler von der Bislicher Insel hat es an die Rheinmündung in die Niederlande verschlagen, den anderen nach Rheinland-Pfalz.

Die beiden jungen Seeadler, die im vergangenen Jahr auf der Bislicher Insel bei Wesel geschlüpft sind, erkunden die Welt. So ganz weit sind die beiden mit GPS-Sendern ausgestatteten Tiere freilich noch nicht gekommen. Von dem einen Jungvogel gibt es Signale aus dem Rhein-Maas-Delta in den Niederlanden, der andere ist über die Eifel nach Rheinland-Pfalz geflogen.

„Die Reise ist aber mit Sicherheit noch nicht zu Ende“, erklärte Dirk Janzen vom Regionalverband Ruhr (RVR) an diesem Dienstag (7. Januar 2020). Seeadler seien Nahrungsopportunisten. Sie ließen sich dort nieder, wo das Angebot an Beutetieren wie Fischen, Wasservögeln oder kleinen Säugern am besten sei. Nicht ausgeschlossen sei deshalb, dass einer der Jungvögel nach einem längeren Zeitraum vielleicht auch nochmal an der Bislicher Insel vorbeischaut.

GPS-Sender sind kleiner als eine Zigarettenschachtel

Einer der jungen Seeadler bei der Besenderung im vergangenen Jahr: Das Tier war dabei wohlauf, duckte sich nur aus einem Schutzreflex heraus.  
Einer der jungen Seeadler bei der Besenderung im vergangenen Jahr: Das Tier war dabei wohlauf, duckte sich nur aus einem Schutzreflex heraus.   © Kämmerling | Ruhr Grün

Die beiden Jungtiere von 2019 sind Seeadler-Nachwuchs Nummer fünf und sechs der beiden Altvögel von der Bislicher Insel. Die Altvögel bilden bis dato das einzige Seeadler-Brutpaar in NRW und hatten seit 2017 jedes Jahr jeweils zwei Jungvögel. Der 2019-er Nachwuchs war im vergangenen Sommer mit den GPS-Sender ausgestattet worden, die man sich an den Vogelkörpern wie Mini-Rucksäcke vorstellen muss, etwas kleiner als eine Zigarettenschachtel. Die Signale werden im Auftrag der Vogelwarte Helgoland aus verfolgt.

Die beiden Altvögel sind weiter an der Bislicher Insel ansässig. Dass sich die streng geschützten, imposanten Vögel (bis 2,40 Meter Flügelspannweite) ausgerechnet dort niedergelassen haben, empfindet man beim RVR als schöne Bestätigung für das Schutzgebiet dort. Die in einer Altrhein-Schleife gelegene Bislicher Insel (die keine echte Insel ist) gehört mit ihren 1200 Hektar Fläche seit 1982 dem Regionalverband.

Hoffnung auf den nächsten Nachwuchs

Gerade jetzt im Winter können die beiden Altvögel beobachtet werden – weil sie sich eben nicht um ihre Brut kümmern müssen. Von der letzten Schutzhütte aus habe man morgens nach Sonnenaufgang Chancen, wenn auch keine Garantie, die Seeadler zu erblicken. Dirk Janzen appelliert aber eindringlich an Besucher, keine Unruhe in das Gebiet zu bringen, die Schutzhütte zu nutzen und Wege nicht zu verlassen.

Beim RVR hofft man schon bald auf den nächsten Seeadler-Nachwuchs: „Im Februar beginnen die Alttiere in der Regel damit, den Horst zu reparieren und für die nächste Brut vorzubereiten“, sagt Janzen.