An Rhein und Ruhr. Was tun, wenn Klopapier wegen Hamsterkäufen aus ist? Warum Küchenrolle und Co. nicht gut fürs Abwasser sind und wo Alternativen entsorgt werden.
Wieder kein Toilettenpapier beim Einkauf bekommen? In diesen Tagen keine seltene Bilanz nach dem Besuch im Supermarkt. Denn es wird
gehamstert
, bis die Regale in Lebensmittelgeschäften und Drogerien vielerorts leer sind.
Bei der Suche nach Klopapier-Ersatz kommt Kreativität auf, empfohlen werden für den Ernstfall etwa Waschlappen, Bidets oder Duschen. Da scheinen Taschen- und Abschminktücher, Wattepads und Küchenrollen praxisnäher. Doch sie sind nicht dafür gemacht, in der Toilette heruntergespült zu werden.
Pumpen können zum Stillstand kommen und Toiletten überlaufen
„Das sollte man auf keinen Fall tun“, sagt Britta Balt, Sprecherin des Wasserwirtschaftsunternehmens Ruhrverband. Denn die im Vergleich zu dünnem Toilettenpapier sehr dicken und festen Papiere lösen sich im Wasser nicht auf. So drohen die WCs überzulaufen, mahnt auch die Verbraucherzentrale in Arnsberg. „Feuchtes Hygienepapier zersetzt sich nicht“, erklärt Britta Balt. „Es tut das genaue Gegenteil, verknotet sich zu Zöpfen.“ Und diese wickeln sich um die Pumpen, was sie zum Stillstand bringen kann.
„Wir kennen dieses Problem im Abwasserbereich“, so Balt. Ein Wittener Pumpwerk des Ruhrverbands hatte deshalb jüngst einen Zerkleinerer erhalten, der reißfeste Haushalts-, Kosmetik- und Hygienetücher so klein schneidet, dass sie die Pumpen nicht länger verstopfen.
Wie lange hält das Toilettenpapier im Haushalt?
Arbeiten die Pumpen nicht ordentlich, „kann nicht mehr richtig abgepumpt werden“, weiß auch Heidrun Becker von Gelsenwasser. Die Folge: ein Rückstau etwa. Die Sprecherin des Unternehmens aus Gelsenkirchen glaubt jedoch nicht, dass Toilettenpapier so schnell ausgehen werde, wie vielfach befürchtet. Es gebe bereits Rechnungen, die zeigen, wie lange der Vorrat an Toilettenpapier wirklich reiche. Und: „Es wird ja immer nachgeliefert.“
Mehr „Störfaktoren“ beim Abwasser-Transport wegen Papieren, die nicht in die Toilette gehören, habe der Ruhrverband noch nicht registriert, sagt dazu auch Britta Balt. Und dabei müsse es unbedingt bleiben. Denn die Abwasserversorgung gehöre zu den
systemrelevanten Arbeitsfeldern
.
Verstopfte Pumpen: Eine „eklige und aufwändige“ Arbeit
„Wir arbeiten bereits nach dem Notfall- und Pandemieplan“ – also unter erschwerten Bedingungen. „Wir können es momentan nicht gebrauchen, dass unser Betriebsteam diese Arbeit in erhöhtem Maße durchführen muss.“
Und das sei eine „eklige und aufwändige Arbeit“, wie Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, beschreibt. „Die Coronakrise ist mittlerweile eine
Klopapierkrise
“, sagt Abawi. „Unser Problem liegt aber eher in der Zukunft. Was ist mit denen, die zuletzt kein Klopapier abbekommen haben?“ Er appelliert an die Haushalte, sogenannte „Alternativen“ zum Toilettenpapier im Hausmüll zu entsorgen. Das geht etwa über einen Abfalleimer im Bad.
Schließlich seien Arbeiten an den Pumpen mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand verbunden. Über hundert Pumpen seien auf dem Gebiet der Emschergenossenschaft in Betrieb. Abawi geht von rund einer Millionen Euro Mehraufwand aus. Und diese Kosten könnten wieder die Verbraucher treffen – über die
Abwassergebühren
.
Sollte es wirklich dazu kommen, dass gerade kein Papier am stillen Ort verfügbar ist – was sind die richtigen Alternativen? Anne Eva Lauprecht, Leiterin der Infektionsprävention und Krankenhaushygiene der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, spricht sich nicht für eine spezielle Reinigungsmöglichkeit aus, sondern ruft zur Hilfsbereitschaft auf.
Aufruf: Tauschen statt Hamstern in Zeiten von Corona
„Es scheint Waren des täglichen Bedarfes zu geben, die ungleich
verteilt sind. Ob es sich um Toilettenpapier, Seife, Reinigungsmittel, Tomaten in der Dose oder Reis handelt. Ich möchte dazu aufrufen,
miteinander zu tauschen
. Helfen Sie sich gegenseitig aus.“
An den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte gebe es bereits Tausch-Aktionen, „zumal viele Mitarbeiter erst sehr spät zum Einkaufen kommen. Es wäre also sehr schön, wenn wir jetzt ganz besonders ein Gemeinschaftsdenken und Miteinander etablieren und dies mit in die Zukunft nehmen.“
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