Düsseldorf. Im Düsseldorfer Labor werden täglich mehr als 2000 Corona-Proben untersucht. Doch wie schützen sich die Mitarbeiter selbst vor einer Ansteckung?
Rot. Zehn Linien leuchten in dieser Farbe. Das ist nicht gut. Es bedeutet: Zehn dieser gerade 94 getesteten Proben weisen ein positives Ergebnis auf. Die Menschen, die sich hinter diesen Kurven verbergen, sind mit dem Coronavirus infiziert. Gleich wird ihnen das Ergebnis mitgeteilt – per Nachricht auf dem Mobiltelefon oder per Anruf. Und die nächsten Proben stehen in den Düsseldorfer Laboratorien schon bereit.
Für Jessica Keller ist dieses Bild nicht neu, sie beobachtet seit Tagen, dass die Zahl der positiven Proben steigt. Am Abend in den Fernsehnachrichten erhält sie dann die Bestätigung für ihren regionalen Eindruck. Durch ihre behandschuhten Hände in diesem Düsseldorfer Labor inmitten der Stadt kommen die Tests an, die Krankenhäuser, Ärzte, Abstrichzentren, Gesundheitsämter und Firmen abgeben.
Jessica Keller öffnet die silberne Tür des größten Kühlschranks. Bis ins oberste Fach stapeln sich die Plastikröhrchen. Und das, so sagt sie, sind nur die Corona-Proben von einem Tag. Über 2000 Nasen- und Rachenabstriche werden hier im Normalfall täglich ausgewertet, nach einer Woche hat das Labor 15.000 bis 20.000 Proben untersucht.
Die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt
Es waren auch schon mal mehr, viel mehr, weiß einer der Geschäftsführer der Düsseldorfer Laboratorien, Dr. Roland Geisel. Denn sein Labor hat die Abstriche des Flughafen-Testzentrums der Kassenärztlichen Vereinigung ausgewertet. „Da waren wir an unserer absoluten Auslastungsgrenze“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Zwar steige die Zahl der Tests derzeit an, aber die Auslastung bewege sich in einem mittleren Maß.
Dafür hat sich das Unternehmen allerdings auch vorbereitet. Seit Januar haben die Laboratorien Düsseldorf ihr Personal verdoppelt, technische Geräte und Zubehör aufgerüstet. An fünf Standorten in Düsseldorf und Solingen arbeiten mehr als 250 Mitarbeiter. So langsam wird es in dem mehrgeschossigen Haus in der Düsseldorfer Innenstadt richtig eng.
Knapp wird teilweise auch das Laborzubehör – vom Pipettenaufsatz bis zum Reagenzglas herrschen Lieferengpässe. Das führt dazu, dass so manches Labor beginnt, sich einen kleinen Vorrat anzulegen. Auch hier wird also gehamstert.
Als das Virus in China auftauchte, war Dr. Geisel und seinem Team klar, dass es nicht in China bleiben würde. Aber ein solches Ausmaß haben sie dann doch nicht erwartet. Die Schweinegrippe 2009/2010 habe den Labormitarbeitern ebenfalls viel Arbeit abverlangt, doch diese Situation jetzt sei nicht vergleichbar. „Das ist ein Ausnahmeereignis“, sagt er.
Trotzdem ist es für Mitarbeiterinnen wie Jessica Keller ein ganz normaler Job. Das Ansteckungsrisiko sei hier nicht höher als an anderen Orten, meint Geschäftsführer Dr. Paul Nemes. Dafür sorgt ein ausgiebiges Hygienekonzept. Viele der Ärzte, die hier arbeiten, sind auch Hygieneärzte und beraten Krankenhäuser.
Gefährliche Arbeiten unter dem Filter
Nur an zwei Stellen kann es etwas brenzlig werden: Dort, wo die Ribonukleinsäure (RNA) aus den Proben extrahiert wird, und dort, wo sie kopiert wird, würde theoretisch die Gefahr einer Kontamination bestehen. Deshalb arbeiten die Mitarbeiterinnen an diesen Werkbänken direkt unter Filtern. Zu diesem sogenannten Mastermix-Raum bekommen wir daher auch keinen Zutritt.
Jede Mitarbeiterin ist einer Station in jeweils unterschiedlichen Räumen zugeteilt, es findet also keine Durchmischung statt. Auch das gehört zum Hygienekonzept.
Das Ergebnis eines sogenannten PCR-Tests liegt in der Regel innerhalb von 24 Stunden vor. Das Ergebnis wird an die Patienten, Ärzte und Gesundheitsämter übermittelt. Manche Gesundheitsämter, weiß Geisel, nutzen digitale Systeme wie das des Kreises Mettmann. Andere erhalten die Ergebnisse tatsächlich noch per Fax. Montags und freitags kommen besonders viele Proben an, stellen die Mitarbeiter fest. Das hängt mutmaßlich mit den Öffnungszeiten von Ärzten oder Gesundheitsämtern am Wochenende zusammen.
Das Labor hingegen kennt kein Wochenende. Es ist ständig besetzt, rund um die Uhr. So können Krankenhäuser am Wochenende Proben einreichen und Befunde erhalten – auch abseits von Corona. Mehr als 30 Krankenhäuser mit 5000 Betten in Düsseldorf, Moers, Neuss oder Krefeld plus 1500 niedergelassene Ärzte betreut das Labor, von der Mikrobiologie über die Virologie und der Hygienemedizin.