Hürth. Nicht nur Senioren werden Opfer falscher Polizisten. Im Raum Köln mehren sich Überfälle auf Touristen, die auf Autobahnen unterwegs sind.

Die Betrugsmasche ist stets dieselbe und die Opfer sind immer ausländische Reisende: Im Raum Köln mehren sich auf Autobahnen seit einigen Wochen Überfälle durch falsche Polizisten. Die Täter hätten stets Autos zum Anhalten gebracht und eine Polizeikontrolle vorgetäuscht. Die echte Polizei tappt bei ihren Ermittlungen bisher noch im Dunkeln. Und sorgt sich, wie sie ausländische Reisende erreichen kann, um sie zu warnen.

Jüngst wurden drei ukrainische Touristen auf der A3 Opfer falscher Polizisten. Bei Siegburg wurden sie aus einem Kleinwagen heraus von drei Männern zum anhalten gebracht und anschließend beraubt. 15.000 Euro hätten die Räuber erbeutet, von denen einer „polizeiähnlich“ bekleidet gewesen sei, teilte die Polizei mit. Skrupel hatten die Täter zudem keine: Einen der Ukrainer, der versucht hatte, die Täter aufzuhalten, hätten sie mit ihrem Auto fast überfahren.

Falsche Polizisten auf Autobahnen sind „ein neues kriminelles Phänomen bei uns“

Bei der Polizei beobachtet man jetzt, ob sich die Täter womöglich nun räumlich verlagern. Bisher war die Masche mit falschen Polizisten vor allem an Autobahnen im Rhein-Erft-Kreis aufgefallen. „Für unsere Region ist das ein neues kriminelles Phänomen“, meint Bianca Bungart-Holtkamp, Sprecherin der Kreispolizei in Hürth. Falsche Polizisten tauchen bis dato hauptsächlich im Zusammenhang mit Telefonbetrug bei Senioren auf.

„Uns sind bisher vier Fälle bekannt“, sagt Bungart-Holtkamp. Am 17. Mai, am 7. Juni, am 11. Juli und zuletzt am 14. August wurden Reisende dreimal auf der A4 und einmal auf der A61 Opfer falscher Polizisten, stets im Bereich Frechen und Kerpen. „Den Beschreibungen nach, handelt es sich offenbar nicht um dieselben Täter“, sagt die Sprecherin. Hintergründe zu den Tätern aber habe die Polizei im Rhein-Erft-Kreis bis dato keine. Bungert-Holtkamp: „Die Ermittlungen zu den falschen Polizisten laufen“.

Verschiedene Fluchtautos und Personenbeschreibungen

Auch die Tatfahrzeuge waren unterschiedlich: In zwei Fällen seien sie als Kleinwagen beschrieben worden, in einem Fall sei ein älterer VW Golf genutzt worden und dann ein Mitsubishi Carisma. In zwei Fällen habe das hintere Nummernschild am Auto gefehlt. In einem anderen Fall habe das Fluchtauto das Kennzeichen HX für Höxter gehabt, aber auch mal ein ausländisches Nummernschild.

Die Täter seien immer zu dritt oder zu viert im Auto gewesen, wobei nur eine Person letztlich an das jeweils gestoppte Fahrzeug herangetreten sei. Mal wurde diese Person auf 20 Jahre geschätzt, mal auf 30 bis 40 Jahre, mal war von vier Männern die Rede, die alle als dick beschrieben worden waren. Die Reisenden seien stets von den Tätern überholt worden und aus dem Auto heraus zum Anhalten aufgefordert worden. Mal durch Gesten, mal auch nur durch einen hingehaltenen Zettel.

„Täter haben meist sehr schlecht Deutsch gesprochen“

Die Tatzeiten waren unterschiedlich: Die Ukrainer auf der A3 etwa wurden nach Mitternacht beraubt, zwei Tschechen, die im Mai auf der A4 Opfer wurden, waren am helllichten Tag um 13.35 Uhr von vermeintlichen Zivilpolizisten gestoppt worden. Was sich bei den Tätern ähnelt: „Sie haben meist sehr schlecht Deutsch gesprochen“, sagt Bungart-Holtkamp.

Bei der Polizei hofft man derzeit sehr stark auch auf Zeugen, die auf den Autobahnen unterwegs sind und Verdächtiges beobachten. Und die Polizei versucht, ausländische Reisende vor dieser Betrugsmasche zu warnen.

„Wir halten keine Autos nur mit einem Zettel an“, sagt Bungart-Holtkamp - „auch nicht durch Winken mit einer Art Polizeimarke“, erklärt die Polizeisprecherin. Die „richtige“ Polizei signalisiert mit eindeutigen optischen Haltezeichen, dass sie Autofahrer zum Anhalten auffordern. Beamte könnten sich zudem mit ihrem Dienstausweis legitimieren, sagt Bungart-Holtkamp: „Jeder Polizist hat einen blauen Dienstausweis im Format einer Scheckkarte“.

Bei Verdacht den Polizei-Notruf wählen

„Wir hoffen, dass sich unsere Warnung herumspricht“, sagt die Sprecherin. Wer den Verdacht hat, es mit falschen Polizisten zu tun zu haben, sollte sofort den Notruf 110 anrufen, sagt die Polizeisprecherin: „Verhalten Sie sich dann so, wie es Ihnen der Einsatzsachbearbeiter vorgibt“.

Zur Zahl der Fälle gibt es bei der Polizei unterdessen keine Einschätzungen. Die kann nur erfassen, was auch angezeigt wird. Zu einer möglichen Dunkelziffer mag man sich bei der Polizei in Hürth nicht äußern. "Es kann natürlich sein, dass sich Opfer falscher Polizisten nicht bei uns melden", sagt Bungart-Holtkamp. Sie wirbt dafür: "Wer Opfer geworden ist, sollte bei der Polizei Anzeige stellen".